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Mitteldeutsche Synode debattiert über Missbrauch

Die Mitarbeitenden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zeigen großes Interesse an der Erstellung von Schutzkonzepten zur Vermeidung von innerkirchlicher, sexualisierter Gewalt. Die Nachfrage nach Weiterbildung in diesem Bereich steige erkennbar, berichtete Dorothee Herfurth-Rogge von der Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter Gewalt der Synode der EKM am Donnerstag in Erfurt.

Dabei sei Missbrauch kein ausschließliches Phänomen der Vergangenheit. Insgesamt seien zu Jahresbeginn bei einer Durchforstung kirchlicher Archive für die Zeit seit 1949 Hinweise auf 49 Beschuldigte und 125 Betroffene gefunden worden. Die Meldestelle gehe von einer großen Dunkelziffer an weiteren Fällen aus.

Verlesen wurde ein anonymer Sammelbericht von Opfern sexueller Gewalt innerhalb der Kirche. Darin wurde deutlich, dass Missbrauch in vielen Formen und an vielen Orten innerhalb der Kirche auftritt. Oft sind die Taten verjährt, wenn die Opfer sich öffneten. Dann aber bestehe vielfach eine Neigung, „die Sache schnell vom Tisch zu bekommen“.

Heranwachsende und deren Eltern erwarteten zu Recht, dass Kirche einen geschützten Raum biete, sagte Herfurth-Rogge. Hilfe müsse daher insbesondere auch für lange zurückliegende Altfälle gewährt werden. Es komme nicht darauf an, ob die Taten verjährt sind oder nicht.

Als besonders belastend empfinden Opfer laut dem Bericht Versuche, die Taten theologisch zu verbrämen. Es sei alles erlaubt und Gott gefalle, was geschehe, heiße es dann etwa. So sei es nicht nur sexueller, sondern zugleich auch geistlicher Missbrauch, der ausgeübt werde. „Für mich hätte alles gut werden können, wenn ich Hilfe erhalten hätte“, so das Fazit eines Opfers.

Am Donnerstagvormittag hatte der Finanzdezernent im Landeskirchenamt, Oberkirchenrat Stefan Große, der Synode den Haushaltsplan für die kommenden zwei Jahre zur Beratung vorgelegt. Das Haushaltsvolumen soll demnach 2024 rund 222 Millionen Euro und im darauffolgenden Jahr mehr als 223 Millionen Euro betragen. Jeweils die Hälfte der Ausgaben sei durch Kirchensteuereinnahmen gedeckt. Hinzu kommen Staatsleistungen und Überweisungen der Evangelischen Kirche in Deutschland. Diese Zuwendungen von Außen blieben für die mitteldeutsche Kirche existenziell.

Große betonte, die Herausforderung sei gewesen, finanzielle Spielräume zu suchen, um auch in den kommenden Jahren breite kirchliche Arbeit zu ermöglichen. „Dabei kommen auch Schwerpunktsetzungen wie die Erprobungsräume sowie das gemeinsame Kommunikationskonzept mit der Diakonie Mitteldeutschland nicht zu kurz“, sagte er. Zugleich gebe es Einflüsse auf den Haushalt, die neu für die EKM seien. Für die meisten seien staatliche Vorgaben wie die IT-Sicherheit und auch Beschlüsse der Landessynode zum Klimaschutz ursächlich.

Dennoch schaffe der Doppelhaushalt in einer noch etwas unübersichtlicheren Situation das größtmögliche Maß an Planungssicherheit und Verlässlichkeit, sagte Große. Voraussetzung dafür sei eine weiter maßvolle Haushaltspolitik. Die Verabschiedung des Doppelhaushalts durch die Synode ist für Samstag vorgesehen.