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Mit Musik begeistern

Ob haupt-, neben- oder ehrenamtlich beschäftigt: Der Kirchenmusiktag der westfälischen Landeskirche in Soest hatte für alle, die in der Kirche Musik machen, etwas anzubieten

Für alle, die sich an diesem sonnigen Samstag im Soester Rathaus versammeln, geht es nur um eines: um Musik. Zum zweiten Mal hatte die Evangelische Kirche von Westfalen zum Kirchenmusiktag eingeladen, als eine Art Dankeschön für alle, die im Bereich Kirchenmusik in der Kirche tätig sind, sei es haupt-, neben- oder ehrenamtlich. Rund 150 Musikbegeisterte sind gekommen und werden von Bürgermeister Ruthemeyer als Menschen begrüßt, die „begeistert sind und Begeisterung ausstrahlen“.
Eine der Jüngsten im Rathaus ist Sophia Hartwig. Die 15-Jährige hat seit anderthalb Jahren Orgelunterricht bei Kantor Hanns-Peter Springer aus Iserlohn. Inzwischen ist sie so weit, dass sie ab und zu einen Gottesdienst begleiten kann. „Die Orgel bietet so viele Möglichkeiten“, erzählt sie begeistert von „ihrem“ Instrument. „Das kann im Gottesdienst ganz verschiedene Stimmungen ergeben.“ Ihr Orgellehrer ist froh über dieses Interesse. „Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, dass Jugendliche von sich aus Orgel spielen wollen“, erzählt er.
Neben den Begegnungen, einem gemeinsamen Mittagsgebet und einem musikalischen Abschlussgottesdienst standen Workshops im Mittelpunkt des Tages. Angebote gab es in Orgelspiel, verschiedenen Formen von Chorleitung, Bläserchorleitung oder Bandleitung. Oder man probierte einfach mal etwas ganz Neues aus, wie das Singen in einer Schola, einem kleinen Chor, der im Wechselgesang mit der Gemeinde die Rolle des Vorsängers übernimmt. Rund 15 Sängerinnen und Sänger hatten sich für dieses Angebot in der Wiesenkirche entschieden. Unter der Leitung von Ute Springer und Gudrun Mawick von der Arbeitsstelle für Gottesdienst und Kirchenmusik in Villigst erarbeiteten sie die „Litanei von der Gegenwart Gottes“, ein modernes, meditatives Stück, dass die Stimmen aus anfänglich tiefer Lage einmal durch den Quintenzirkel nach oben führt. Dadurch erhält die Anrufung Gottes „eine Penetranz, die uns in der Kirche oft fehlt“, wie Gudrun Mawick meint.
Die Stimmung bei den Bläsern war weniger meditativ. Helga Hoogmann, Landesposaunenwartin der Evangelisch-Reformierten Kirche, hatte ein Heft mit populär arrangierten Sätzen zu Psalmmelodien im Gesangbuch mitgebracht, aus dem gemeinsam mit Keyboard und Schlagzeug musiziert wurde.
Um den richtigen Schwung ging es im Workshop Pop-/Gospelchorleitung bei Pop-Kantor Matthias Nagel. „Verliert nicht den Groove“, gab er den Teilnehmenden mit und demonstrierte, wie man beim Einüben der Melodien dafür sorgen kann, dass der Rhythmus locker und schwingend bleibt.
Eher etwas für Spezialisten war der Workshop Chorleitung, den Arno Paduch leitete. Hier trafen sich erfahrene Chorleiter und diskutierten die Tücken verschiedener historischer Aufführungstraditionen, die Profisängern genau wie Laien viel Flexibilität abverlangen.
„Die Musik mit ihren Stimmen und Klängen und Tönen lässt uns ahnen: Das, was wirklich ist, ist nicht die ganze Wirklichkeit. Es gibt etwas über unsere tägliche Wirklichkeit hinaus“, sagte Präses Annette Kurschus im Gottesdienst zum Abschluss, bei dem zum Teil die im Laufe des Tages einstudierten Stücke musiziert wurden.