Nach den „Omas gegen Rechts“ und den „Lehrern gegen Rechts“ positionieren sich jetzt 70 zeitgenössische Autorinnen und Autoren für Demokratie. Der im Frühjahr 2025 im Alfred Kröner Verlag (Stuttgart) erschienene Lyrikband „Gespräche über Bäume. Gedichte zur Demokratie“ fordert über das politische Gedicht zum Gespräch auf. Lyrik sei eine sehr demokratische Kunst, sagte der Mitherausgeber der Anthologie, Thomas Weiß, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Baden-Baden.
Anlass seien die bundesweiten Demonstrationen für Demokratie im Frühjahr 2024 gewesen, sagte der evangelische Theologe. Angesichts des immer lauter werdenden „Geschreis“ von Rechts hätten Demokratinnen und Demokraten lange Zeit geschwiegen. In größtenteils bislang unveröffentlichten Gedichten melden sich nun Lyrikerinnen und Lyriker gegen Hass, Gewalt und gesellschaftliche Spaltung zu Wort.
Die Stärke der Lyrik sei, in einer kompakten Form und auf vielfältige Weise Positionen auszudrücken. Lyrik sage nie alles, gerade deshalb brauche Lyrik das Gespräch. Ein Gedicht erzähle Geschichten in einer verdichteten Form, die zum Nachdenken anrege und den Leser zugleich emotional und intuitiv begleite.
Der in Baden-Baden lebende Herausgeber ist Autor, Lyriker und unter anderem Mitglied des Schriftstellerverbands PEN-Zentrum Deutschland. Der Wunsch, sich gesellschaftspolitisch verorten zu können, sei groß, sagte er. Das habe die Resonanz der Autorinnen und Autoren auf seine Initiative für den Lyrikband gezeigt. Demokratie sei längst nichts Selbstverständliches mehr, sie müsse verteidigt, wahrgenommen, gefühlt werden.
Gewidmet sei die Anthologie exilierten Autoren und denen, die in ihrem Land als Schriftstellerinnen und Schriftsteller verfolgt werden, betonte Weiß. Das Privileg, in einem Land zu leben und zu arbeiten, in dem eine solche Anthologie veröffentlicht werden kann, mahne zur Verantwortung. Auch hierzulande verletzten rechte Verlage, Artikel und Bücher von Rechtspopulisten die Menschenwürde. Dagegen sei das Buch „Gespräche über Bäume. Gedichte zur Demokratie“ ein Stück Widerstand und Ausdruck von Solidarität, sagte Weiß. (1038/07.05.2025)