Die Diakonie Württemberg will die Missstände in den früheren Kinderkuren wissenschaftlich aufarbeiten und wendet sich deshalb an Zeitzeugen. Gesucht werden ehemalige „Verschickungskinder“, die in den damaligen diakonischen Kinderheimen Haus Bühlhof (Schwarzwald), Haus Carola (Berchtesgaden) und Haus Hubertus (Scheidegg) untergebracht waren, wie die Diakonie am Freitag mitteilte. Viele „Verschickungskinder“ seien bis heute traumatisiert, weil sie während ihrer Kur Gewalt erfahren hätten, erklärt Kornelius Knapp, Vorstand Sozialpolitik des Diakonischen Werks Württemberg und Leiter der Arbeitsgruppe zum Thema Kinderverschickung. Aber auch die damaligen Mitarbeiter seien aufgerufen, Auskunft über die Abläufe in diesen Häusern zu geben.
In dem Forschungsprojekt der Esslinger Sozialwissenschaftlerin Gudrun Silberzahn-Jandt seien die Betroffenen als Interviewpartner geschützt, so die Mitteilung weiter. Ihre besondere Situation werde mit viel Sensibilität wahrgenommen. Die Diakonie hat denn Angaben zufolge bereits 2021 begonnen, die Verhältnisse in den damaligen Kinderkurheimen aufzuarbeiten. Der Abschlussbericht zu diesem Forschungsprojekt wurde bereits im Juli dieses Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt. In der zweiten Phase des Projekts gehe es jetzt um eine vertiefte Forschung in den drei ausgewählten ehemaligen Heimen.