Wegen des Verdachts von Vorfällen sexualisierter Gewalt hat die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe ein Disziplinarverfahren gegen einen früher dort beschäftigten Pastor eingeleitet. Dem Mann wird vorgeworfen, im Zeitraum zwischen 1992 und 2006 sexualisierte Gewalt an mehreren Betroffenen verübt zu haben, wie die Landeskirche am Dienstag in Bückeburg mitteilte. In dieser Zeit war er als landeskirchlicher Pastor beurlaubt und bis zu seinem Ruhestand in einer geistlichen Gemeinschaft in Göttingen tätig.
Die Landeskirche Schaumburg-Lippe ist für das Verfahren zuständig, weil sie die letzte landeskirchliche Dienstherrin des Beschuldigten war. Der Pastor war dort von 1982 bis 1992 in der Jugend- und Studierendenarbeit tätig. Aus dieser Zeit hätten sich jedoch keine Betroffenen gemeldet, betonte die Landeskirche. Vor 1982 arbeitete der Pastor in der benachbarten Landeskirche Hannover. Aus diesem Grund hätten beide Kirchen entschieden, gemeinsam gegen den Mann vorzugehen.
Zuvor hatten sich Betroffene an die hannoversche Landeskirche gewandt und ihre Vorwürfe geschildert. Beide Kirchen wollten diese und gegebenenfalls weitere Vorwürfe lückenlos erfassen, untersuchen und aufarbeiten, kündigte die schaumburg-lippische Kirche an. Sie rief mögliche weitere Betroffene oder deren Bezugspersonen auf, sich vertraulich an kirchliche oder außerkirchliche Ansprechpersonen oder Meldestellen zu melden.
Als Dienstherrin sei die Landeskirche Schaumburg-Lippe verpflichtet, den Vorwürfen von Amts wegen nachzugehen, hieß es. In der Landeskirche gelte im Blick auf sexuellen Missbrauch ein „Null-Toleranz-Prinzip“. Details zur Person und zu den Anschuldigungen wollte die Landeskirche mit Verweis auf den Schutz der Betroffenen nicht nennen.