Ein unabhängiges Forscherteam will Ende Januar die erste bundesweite Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie vorstellen. Die Ergebnisse würden am 25. Januar bei einer Pressekonferenz in Hannover präsentiert, teilte die Hochschule Hannover am Mittwoch mit. Die Studie biete “einen ersten breiteren Ansatz zur Erforschung und Analyse von Aspekten sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland”.
An der Präsentation nehmen den Angaben zufolge neben den Forschern Vertreter von Betroffenen und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) teil. Die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, will ein Statement abgeben.
Die EKD hatte die Studie vor gut drei Jahren für rund 3,6 Millionen Euro in Auftrag gegeben. Die Forscher sollen in sechs Teilstudien Ursachen und Besonderheiten von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche untersuchen. Dabei sollen alle Landeskirchen sowie die Diakonie einbezogen werden.
Das Forscherteam arbeitet unter dem Titel “ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland”. Koordiniert wird es von dem Professor für Soziale Arbeit an der Hochschule Hannover, Martin Wazlawik.
Nach Einschätzung von Bischöfin Fehrs wird die Studie mehr als die bislang bekannten rund 900 Fälle aufführen. Sie gehe davon aus, dass es “schmerzhafte Erkenntnisse geben wird im Blick darauf, wie wir in der Vergangenheit mit Fällen von sexualisierter Gewalt umgegangen sind”, sagte sie kürzlich dem “Tagesspiegel”.
Für die katholische Kirche in Deutschland war 2018 eine Studie über Missbrauchsfälle in ihren Reihen in den Jahren 1946 bis 2014 veröffentlicht worden. Sie fand Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute. Die Studie war ein Auslöser des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg.