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Missbrauchsbetroffene: Papst konnte vieles nicht umsetzen

Viele gute Impulse, wenig Konkretes – Der Sprecher der Betroffeneninitiative “Eckiger Tisch” zieht ein gemischtes Fazit zur Missbrauchsaufarbeitung unter Papst Franziskus. Seinen Nachfolger erwarte eine “Mega-Aufgabe”.

Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche ist unter Papst Franziskus aus Sicht von Betroffenen nicht weit genug vorangekommen. Im Interview mit dem Deutschlandfunk (Mittwoch) nannte der Sprecher der Betroffeneninitiative “Eckiger Tisch”, Matthias Katsch, Franziskus Pontifikat eine “Baustelle”: “Er hat an vielen Stellen angefangen und gute Impulse gesetzt. Es fehlte in vielen Fällen aber der Willen, das auch umzusetzen.”

Vom künftigen Kirchenoberhaupt erwarte er, dass er das Thema Kinderschutz ernst nehme und es innerhalb der Kirche nach ganz vorne auf die Agenda setze, so Katsch. “Das ist eine Mega-Aufgabe und ich hoffe, dass sie der neue Papst mehr wahrnimmt, als es der alte konnte.”

Die katholische Kirche stehe bei der Missbrauchsaufarbeitung “leider vielfach noch am Anfang des Prozesses”, bedauerte der Betroffenensprecher. In Italien etwa sei auffällig, dass das Thema Missbrauch nach Franziskus’ Tod medial überhaupt nicht beachtet worden sei. Doch auch Deutschland sei dabei kein wirkliches Vorbild. “Wir sind vielleicht nur etwas früher auf dem Weg”, erklärte Katsch. Die Kirchen arbeiteten sich weiterhin selbst auf und nähmen sich dabei viel Zeit. Der Staat sei zu zögerlich, seine Pflicht in der Aufarbeitung wahrzunehmen.