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Missbrauchsbetroffene optimistisch nach Treffen mit Papst

Seit 2018 engagiert sich ein internationales Netzwerk für die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Am Montag trafen dessen Vertreter erstmals Leo XIV. und sind nun vorsichtig optimistisch.

Missbrauchsbetroffene aus der ganzen Welt haben am Montag mit Papst Leo XIV. über ihre Forderungen an die katholische Kirche gesprochen. Rund eine Stunde habe das Treffen der Opfervertreter im Vatikan gedauert, teilte der sechsköpfige Vorstand des Netzwerks “Ending Clergy Abuse” (Missbrauch durch Kleriker beenden) bei einer Pressekonferenz in Rom mit. Der Vatikan selbst bestätigte die Audienz offiziell nicht.

Nach eigenen Angaben hatte der Verband nach der Wahl von Leo XIV. in einem Brief um ein Treffen gebeten. Es war die erste Audienz des Vereins, der nach eigenen Angaben Mitglieder aus über 30 Ländern hat, mit einem Papst. Unter Vorgänger-Papst Franziskus sei ein solches Treffen nicht zustande gekommen.

Einer der Audienz-Teilnehmer war der deutsche Betroffenenvertreter Matthias Katsch. Ein entscheidender Aspekt des Treffens sei gewesen, dass Leo XIV. mit ihnen in Kontakt bleiben, einen offenen Kommunikationskanal mit ihm ermöglichen wolle, so Katsch. Der Papst habe sich wirklich Zeit genommen und aufmerksam zugehört. Ihre Anliegen, wie Nulltoleranz, Gerechtigkeit und Entschädigung für Missbrauchsopfer sowie die Geschichten Betroffener hätten die Vertreter des Vereins vorbringen können.

Der Vorstand zeigte sich nach dem Treffen mit Leo XIV. vorsichtig optimistisch. “Ich glaube, er ist entschlossen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb der Kirche zu bekämpfen und zur Heilung beizutragen”, schilderte Katsch seinen Eindruck. Es wirke, als wolle der Papst wirklich versuchen, die Überlebenden zu unterstützen und ihnen zur Anerkennung zu verhelfen. Ebenso scheine er bereit, Wege zu finden, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die versagt hätten, so Katsch.

Es sei ein sehr langsamer Prozess, denn organisatorische Veränderungen brauchten Zeit, sagte das deutsche Vorstandsmitglied. Doch habe er aus diesem Treffen Hoffnung geschöpft. Die Anti-Missbrauch-Aktivisten habe der Papst ermutigt, als Organisation weiter zu wachsen, um noch mehr Betroffene weltweit zu repräsentieren.

Mögliche nächste Schritte seien die Beteiligung von Betroffenenvertretern bei Gesprächen über eine Verschärfung des Kirchenrechts im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch. Der Papst habe zudem vorgeschlagen, in Kontakt mit der Päpstlichen Kinderschutzkommission zu treten. Sie überwacht und dokumentiert etwa die angeordneten Aufarbeitungs- und Schutzmaßnahmen in der katholischen Kirche weltweit. Auch Gespräche mit weiteren hochrangigen Vertretern der Weltkirchenverwaltung würden angestrebt.