Das Thema Missbrauch wird die hannoversche Landeskirche nach Einschätzung der Pastorin Karoline Läger-Reinbold noch lange beschäftigen. „Sexualisierte Gewalt ist kein Thema aus der Vergangenheit“, heißt es in einem Bericht der Leiterin der Fachstelle für Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt der Landeskirche, der am Donnerstag der in Hannover tagenden Landessynode vorlag. „Das Thema betrifft die gesamte Gesellschaft, unsere Kirche ist ein Teil davon.“
Die im Landeskirchenamt in Hannover angesiedelte Fachstelle verzeichnete in den vergangenen Jahren zunehmend Anfragen Betroffener, heißt es in dem Bericht. „Woche für Woche erreichen uns Anfragen und Meldungen zu alten und neuen Vorfällen, und die Stärkung der Präventionsarbeit sorgt dafür, dass die Zahl der Kontakte weiter steigt.“
Die Fachstelle sei gegen den Trend in den vergangenen beiden Jahren ausgebaut worden, erläuterte Läger-Reinbold. „Dies war dringend erforderlich.“ Betroffene hatten in der Vergangenheit den Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen teils scharf kritisiert. Für die Aufarbeitung hat die Landeskirche 2012 die Fachstelle eingerichtet. Geleitet wird sie von der Gleichstellungsbeauftragten der Landeskirche. Seit Oktober 2021 hat Läger-Reinbold dieses Amt inne.
In ihrem schriftlichen Bericht vor der Synode bemängelte sie, noch immer fehle ein Forum, in dem sich Betroffene vernetzen könnten. „Viele Betroffene benötigen Jahre oder Jahrzehnte, um auszusprechen, was ihnen an äußerer und innerer Verletzung zugefügt wurde.“ Für den 25. Januar wird eine große Studie zu sexualisierter Gewalt für den Bereich der gesamten Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erwartet.