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Missbrauch: Bistum Trier hat 2024 rund eine Million Euro gezahlt

Das Bistum Trier hat im vergangenen Jahr Betroffenen von sexuellem Missbrauch insgesamt 1,07 Millionen Euro in Anerkennung ihres Leids gezahlt. Damit seien seit 2010 vom Bischöflichen Stuhl materielle Anerkennungen des Leides in Höhe von rund 3,7 Millionen ausgezahlt worden, heißt es im am Mittwoch veröffentlichten dritten Jahresbericht zu Prävention, Intervention und Aufarbeitung („P.I.A.“). Die erstatteten Therapiekosten lagen im vergangenen Jahr bei etwa 39.000 Euro. Seit 2010 seien in diesem Bereich somit Kosten in Höhe von rund 182.000 Euro entstanden.

Im Jahr 2024 beschäftigte sich der Krisenstab dem Bericht zufolge mit vier neuen Beschuldigungen zu Missbrauch durch lebende Kleriker oder Angestellte in den Pfarreien und Einrichtungen des Bistums. Dabei handle es sich um einen Laien und drei beschuldigte Pfarrer, von denen einer im aktiven Dienst, einer im Ruhestand und einer laisiert, also seiner Rechte und Pflichten als Kleriker entzogen, sei. Eine Beschuldigung sei nicht substanziell, die anderen umfassten Penetration, Berührung unter den Kleidern und Belästigung über Whatsapp sowie Besitz von kinder- und jugendpornografischem Material. Ein Fall soll in den 1980er, einer in den 2000er und zwei ab den 2020er Jahren stattgefunden haben.

Im vergangenen Jahr gab es den Angaben zufolge insgesamt sieben Erstmeldungen und eine Folgemeldung als Anträge zur Anerkennung des Leids aufgrund sexualisierter Gewalt durch verstorbene Kleriker. „Bei den Beschuldigten handelte es sich um fünf Pfarrer, zwei Ordenspriester im Gestellungsverhältnis und einen Ordensgeistlichen“, heißt es im Bericht. Alle Beschuldigungen bezögen sich auf Delikte, die in den 1960er bis 1980er Jahren verübt worden seien. Nur in einem Fall gehe es um eine Tat gegenüber einer erwachsenen Person. Die bisherige historische Forschung kommt laut Unabhängiger Aufarbeitungskommission auf 711 Missbrauchsbetroffene und 234 Beschuldigte oder Täter zwischen 1946 und 2021 im Bistum Trier.

Seit Beginn der Präventionsarbeit im Jahr 2012 nahmen dem Bericht zufolge bisher 35.164 Menschen an Präventionsschulungen teil – im vergangenen Jahr über 1.500. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann erklärte, dass Prävention selbstverständlich geworden sei. „Prävention ist kein Thema mehr, das mit Vorsicht und angstbehaftet behandelt wird“, betonte er. Die jahrelange Präventionsarbeit trage Früchte – das bedeute jedoch nicht, „sich zurücklehnen und einen Schlussstrich ziehen zu können“.

Die Präventionsbeauftragten Angela Dieterich und Andreas Zimmer betonten, dass mit der Erstellung von institutionellen Schutzkonzepten in den Pfarreien nun die Ebene mit der höchsten Zahl an ehrenamtlich engagierten Menschen über die vorgesehenen Instrumente verfüge, „um Prävention und Intervention nachhaltig umzusetzen“. „Jetzt wendet sich die Aufmerksamkeit von der Erstellung auf die Frage, wie sich die Instrumente im Alltag bewähren und ob sie nachgebessert werden müssen“, erklärten sie.