Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen haben drei Delegierte aus den Reihen Betroffener für ihre Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) zum Missbrauch in Kirche und Diakonie berufen. Der Kommission werde künftig Kerstin Krebs als Betroffene im Kontext sexualisierter Gewalt in der Landeskirche Hannovers angehören, wie ein Kirchensprecher am Mittwoch in Hannover mitteilte. Die weiteren Vertreter sind Alfred Seebode als ehemaliges Heimkind der Pestalozzi-Stiftung Burgwedel und Paul Simons (Pseudonym), Betroffener sexualisierter Gewalt im Kontext des Diakonischen Werks im Landkreis Gifhorn.
Die Vertreterin und die beiden Vertreter ständen dabei für verschiedene Tatkontexte, repräsentierten ein unterschiedliches Alter sowie unterschiedliche Lebenserfahrungen und Geschlechter, wie die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen mitteilte. An der geplanten Aufarbeitungskommission sind die Landeskirchen in Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe, Bremen und die Reformierte Kirche sowie deren diakonische Werke beteiligt.
Ursprünglich sollte die URAK bereits zum März starten, so wie bundesweit weitere entsprechende Kommissionen der Kirchen. Dies scheiterte jedoch daran, dass Missbrauchs-Betroffene eine Zusammenarbeit mit den von der niedersächsischen Landesregierung benannten Vertreterinnen ablehnten. Sie sahen diese als zu kirchennah an, weil sie kirchlichen und kirchennahen Gremien angehört hatten oder noch angehörten. „Das Verfahren für die Delegierten von Seiten der niedersächsischen Landesregierung ist noch nicht abgeschlossen“, sagte der Kirchensprecher. Die URAK werde die Arbeit aufnehmen, sobald alle Delegierten berufen seien.
Die beteiligten Kirchen und diakonischen Landesverbände hatten ihre zwei Vertreterinnen und ihren Vertreter im November 2024 benannt. Die Landesregierungen in Niedersachsen und Bremen waren gebeten worden, ebenfalls zusammen drei Fachleute vorzuschlagen. Insgesamt soll die Aufarbeitungskommission für Niedersachsen und Bremen aus neun Personen bestehen. Von ihnen dürften weniger als die Hälfte bei der evangelischen Kirche oder der Diakonie beschäftigt sein oder einem ihrer Gremien angehören, so sieht es eine Vereinbarung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, vor.