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Missbrauch bei Christusträgern: Kaum weitere Betroffene nach Bericht

Rund 15 Monate nachdem die Christusträger-Bruderschaft in Triefenstein am Main ein „Missbrauchssystem“ bei sich öffentlich gemacht hat, beschäftigt das Thema die evangelische Kommunität weiterhin. Infolge der Veröffentlichung eines Berichts im Oktober 2023 hätten sich „einige weitere, unterschiedlich stark Betroffene“ bei der Kommunität gemeldet, sagte ein Sprecher: „An der Zahl der Täter hat sich nichts geändert. Auch das Gros der Missbrauchstaten war uns bereits seit letztem Herbst bekannt.“

Dem 99-seitigen Bericht zu sexuellem, geistlichem und Machtmissbrauch in der evangelischen Kommunität zufolge hatte sich vor allem der erste Prior Otto Friedrich über Jahrzehnte an Mitbrüdern vergangen und sie zum Teil schwer sexuell missbraucht. Drei weitere, teils von Friedrich missbrauchte Brüder wurden später selbst zu Tätern. Friedrich starb 2018, die übrigen Täter sind nicht mehr bei der Bruderschaft. Die Vorwürfe waren innerhalb der Kommunität seit mehr als 25 Jahren bekannt, wurden aber erst 2023 veröffentlicht.

Der Sprecher der Kommunität sagte, laut Bericht gibt es acht betroffene Brüder, einige weitere könnten durch die bislang eingegangenen Rückmeldungen noch hinzukommen: „Die schweren, durch Friedrich begangenen Missbrauchstaten fanden vor Mitte der 1990er Jahre statt – die neu hinzugekommenen Vorwürfe spielen sich in der Zeit danach ab.“ Das Thema Entschädigung spielt für die Betroffenen laut Sprecher „eine sehr geringe Rolle“: „Den Menschen geht es darum, dass sie gehört und ernst genommen werden von der Bruderschaft.“

Die Christusträger gibt es seit Anfang der 1960er Jahre. Ihre Wurzeln hat die Kommunität in Südhessen – wie auch die Christusträger Schwesternschaft aus Offenbach. In einer Art christlichen Kommune in Bensheim-Auerbach (Kreis Bergstraße) lebten damals junge Erwachsene miteinander, machten christliche Pop- und Rockmusik und engagierten sich sozial. 1961 wurde ein Verein gegründet, aus dem dann die heute getrennte Bruderschaft und Schwesternschaft hervorgegangen sind. (00/0066/10.01.2025)