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Misereor gegen “kolonial geprägte Muster” bei Afrika-Kooperation

In Angola beraten EU und Afrikanische Union über ihre weitere Zusammenarbeit. Dabei dürften europäische Wirtschaftsinteressen nicht im Mittelpunkt stehen, fordert ein katholisches Hilfswerk.

Neue Wirtschaftskooperationen der EU mit der Afrikanischen Union (AU) müssen nach Ansicht des katholischen Hilfswerks Misereor auf Augenhöhe erfolgen und afrikanische Entwicklungsprioritäten gleichberechtigt umsetzen. Die Zusammenarbeit dürfe sich nicht an kolonial geprägten Mustern und der Ausbeutung natürlicher Rohstoffe orientieren, erklärte die Organisation in Aachen am Samstag auf Anfrage. Auf einem Montag beginnenden zweitägigen Gipfel in Angolas Hauptstadt Luanda beraten EU und AU über gemeinsame Wirtschaftsprojekte. Auch sicherheitspolitische Themen, Folgen des Klimawandels und Migration stehen auf der Agenda.

Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit müssten oberste Priorität haben und dürften nicht geopolitischen Interessen geopfert werden, betonte Selina Wiredu, Referentin für afrikapolitische Lobbyarbeit bei Misereor. Daneben sei Klimagerechtigkeit ein Schlüsselthema. Die Klimakrise stelle einen der größten Treiber für Armut und Konflikte dar. Es sei nicht hinnehmbar, dass die EU Maßnahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms, des “Green Deal”, zurückfahre, statt globale Verantwortung zu übernehmen.

Der Gipfel könne strukturelle Ungerechtigkeiten abbauen, wenn die Staats- und Regierungschefs den Mut aufbrächten, eine faire Partnerschaft zu gestalten, und Menschenrechte und Gerechtigkeit ins Zentrum stellten. “Dieser Gipfel hat das Potenzial, eine neue Ära der Zusammenarbeit einzuleiten”, so Wiredu. Ohne einen “grundlegenden Wandel in politischem Willen und Machtverhältnissen” werde die Beziehung zwischen Europäischer und Afrikanischer Union aber “weiterhin Ungleichheiten reproduzieren”.

Bei dem Gipfel europäischer und afrikanischer Staaten handelt es sich um das siebte Treffen in diesem Format. Aus Deutschland reist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach Luanda. Zu den größten Vorhaben der EU auf dem Gebiet der Wirtschaftszusammenarbeit zählt der “Global Gateway”, eine Antwort auf die chinesische Belt-and-Road-Initiative zur Erschließung neuer Rohstoff- und Absatzmärkte.