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Ministerin: Einsame Bekannte oder Nachbarn zum Fußball einladen

Beim Public Viewing kommt schnell ein Gemeinschaftsgefühl auf. Doch wer achtet auf diejenigen, die alleine am Rand stehen, die vielleicht ganz zu Hause bleiben? Ministerin Paus sieht hier jede und jeden gefordert.

Wenn alle anderen in fröhlicher Gemeinschaft zu sein scheinen, kann Einsamkeit besonders schmerzen – darauf weist Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hin. Derzeit könne es daher hilfreich sein, Menschen aus dem Umfeld zum gemeinsamen Fußballgucken einzuladen, sagte sie am Montag in Berlin. Sie äußerte sich zum Auftakt der Aktionswoche Einsamkeit.

Einsamkeit nehme in allen Industriestaaten zu, fügte die Ministerin hinzu. “Menschen werden krank, Menschen werden verbittert, Menschen werden misstrauischer”, skizzierte sie mögliche Folgen. Betroffene müssten wissen, wo es Hilfe gebe.

Vom Ministerium sind demnach 111 konkrete Maßnahmen geplant; unter anderem sollen Ursachen und Folgen von Einsamkeit stärker untersucht werden. Im September sollen zudem 20 Projekte für Menschen starten, die “mitten im Leben” stehen und etwa durch eine Trennung, einen beruflichen Neustart, einen Umzug oder die Pflege von Angehörigen zu vereinsamen drohen.

Paus warb zudem für eine Orientierung an den Nachbarstaaten, wo gute Erfahrungen etwa mit “Plauderkassen” gemacht würden oder mit Restaurants, die auf Geselligkeit und günstiges Essen setzten – “denn auch Armut grenzt aus”. Viele Betroffene schwiegen aus Scham oder Angst vor Bloßstellung, fügte sie hinzu. Es gelte, genau hinzuhören – auch im eigenen Umfeld.

Laut aktuellen Studien betrifft Einsamkeit zunehmend auch junge Menschen. In einer am Montag in Gütersloh veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung bezeichneten sich 11 Prozent der Befragten zwischen 16 und 30 Jahren als “stark einsam”, 35 Prozent als “moderat einsam”. Zwischen 19 und 22 Jahren sei die Einsamkeit am stärksten ausgeprägt.

Besonders einsam fühlen sich laut der Studie junge Menschen, die geschieden oder verwitwet sind, arbeitslos sind, einen niedrigen Schulabschluss haben, in mittelgroßen Städten leben oder einen Migrationshintergrund haben.