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Minister Lauterbach für mehr hoch spezialisierte Kinderkliniken

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setzt in der Kindermedizin auf eine wachsende Zahl von großen und hoch spezialisierten Fachkliniken. „Wir haben mittlerweile für alles Spezialkliniken, aber in der Kinderheilkunde fehlt es noch an der Spezialisierung“, sagte Lauterbach am Donnerstag bei einem Besuch des Kinderkrankenhauses auf der Bult in Hannover. Die Klinik will zum Jahreswechsel gemeinsam mit dem evangelischen Gesundheitskonzern Diakovere die größte Geburtsklinik in Norddeutschland eröffnen, das Mutter-Kind-Zentrum „Henrike“. Es soll am Standort der Kinderklinik jährlich rund 4.500 Geburten ermöglichen und eng mit der benachbarten Kinderheilkunde zusammenarbeiten.

In Deutschland seien noch viel mehr gut ausgestattete Kinderkliniken in dieser Größenordnung nötig, sagte Lauterbach. „Das ist eine Zukunftsinvestition. Die Kinder, wenn sie genesen, werden ein Leben lang davon profitieren.“ Mit ihrer Spezialisierung sei die Klinik auf der Bult ein Vorreiter für die geplante Krankenhausreform. Diese solle durch Vorhaltepauschalen dazu beitragen, solche Krankenhäuser auf wirtschaftlich solide Beine zu stellen.

In Zukunft sollten die Geburtskliniken nicht mehr mit einer Fallpauschale für jede einzelne Geburt bezahlt werden, sondern vor allem dafür, dass sie Geburten überhaupt leisten könnten, sagte Lauterbach: „Der größte Teil ist dann für die Vorhaltung einer Geburtsklinik bestimmt.“ Und diese Pauschalen seien dann auch auskömmlich. „Dann kommt es nicht mehr darauf an, jedes einzelne Kind, so teuer wie möglich abzurechnen.“

Das Zentrum „Henrike“ wird 63 Plätze für Mütter und ihre Neugeborenen bieten. Ziel ist es, kurze Wege zwischen den Geburtsstationen und der Kinderheilkunde zu schaffen. Dafür werden die Geburtsstationen der Diakovere-Kliniken Henriettenstift und Friederikenstift an dem neuen Standort konzentriert. Die Investitionskosten liegen bei rund 100 Millionen Euro, 80 Prozent davon übernimmt das Land Niedersachsen.

Niedersachsens Gesundheitsminister Philippi (SPD) sagte, das Land werde alles tun, um die bedrohten Abteilungen für Kinderchirurgie in Niedersachsen zumindest für einen längeren Zeitraum zu erhalten. Ein geplantes Gesetz sehe vor, dass eine kinderchirurgische Station künftig fünf Fachärzte vorhalten müsse. Das sei aber derzeit in fünf von sechs Kliniken in Niedersachsen nicht gegeben. Nur das Kinderkrankenhaus auf der Bult erfülle gegenwärtig diese Vorgabe.

Das Land sei aber auf einem guten Weg, kreative Lösungen zu finden. „Insofern müssen sich die Menschen aktuell keine Sorgen machen, dass eine von diesen Kinderchirurgien geschlossen wird“, unterstrich Philippi. Niemand müsse deswegen etwa von Borkum oder Hann. Münden aus nach Hannover reisen.