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Millionendefizit: Westfälische Kirche entscheidet über Einsparungen

Mit jährlichen Ausgabenkürzungen in Millionenhöhe will die Evangelische Kirche von Westfalen ihre Haushaltskrise überwinden. Die viertgrößte deutsche Landeskirche berät auf ihrer Frühjahrssynode am Freitag und Samstag kommender Woche über einen Maßnahmenkatalog der Kirchenleitung, wie ein Sprecher am Mittwoch in Bielefeld ankündigte. Das Kirchenparlament muss dann einen Nachtragshaushalt verabschieden und über ein Haushaltssicherungskonzept entscheiden. Der Ausgleich des Haushalts muss spätestens mit der Planung für 2028 erreicht werden.

Wegen eines Finanzlochs von 14,3 Millionen Euro hatte der Landessynode im vergangenen November kein genehmigungsfähiger Haushalt vorgelegt werden können. Gründe für das große Defizit waren neben der starken Inflation, gestiegener Energiepreise und sinkender Kirchensteuereinnahmen unter anderem höhere IT-Kosten und hohe Tarifsteigerungen. Zudem deckte die neue kaufmännische Buchführung ein schon länger vorhandenes strukturelles Defizit auf.

Durch einen günstigen Tarifabschluss und den Verzicht auf Investitionen wurde das Defizit inzwischen vorerst auf knapp 8,8 Millionen Euro reduziert. Es betrifft ausschließlich den Allgemeinen Haushalt der landeskirchlichen Ebene, der sich aus einem Anteil von neun Prozent am Kirchensteueraufkommen speist. Die 442 Gemeinden und 26 Kirchenkreise sind von dem Defizit also nicht direkt betroffen.

Der von der Kirchenleitung vorgeschlagene Maßnahmenkatalog, über den die Landessynode als oberstes Gremium kommende Woche entscheiden muss, sieht den Angaben zufolge eine „Reorganisation“ des Landeskirchenamts in Bielefeld vor, die Einsparungen von 20 Prozent erbringen soll. Auch im Bereich der landeskirchlichen Ämter und Werke sollen die Ausgaben insgesamt um ein Fünftel gesenkt werden. Ebenfalls 20 Prozent Einsparungen soll es im Bereich von Zuschüssen etwa für kirchennahe Institutionen oder Projekte geben.

Das Haus Landeskirchlicher Dienste in Dortmund soll als Tagungsort aufgegeben werden, die Räumlichkeiten sollen zu marktüblichen Preisen vermietet werden. Für die Evangelischen Studierendengemeinden ist eine Neustrukturierung vorgeschlagen. Bei den sieben Schulen der Landeskirche soll der Finanzbedarf für den Trägeranteil in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden, dazu sollen Verhandlungen mit Kommunen geführt werden. Erklärtes Ziel ist, die Finanzierung der Schulen zu sichern.

Der Konsolidierungsprozess der westfälischen Kirche, der rund zwei Millionen Protestanten angehören, ist auf vier Jahre angelegt. Den ersten Sparschritten, die nach der Synode zeitnah umgesetzt werden sollen, müssten weitere folgen, hieß es. Ziel sei, die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Landeskirche zurückzugewinnen und zu sichern, damit sie als „wirkkräftige Kirche von morgen“ ihren Auftrag erfüllen könne.