Fast ein Jahr nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt erleben Migranten in Sachsen-Anhalt weiterhin Ablehnung. Das Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen (Lamsa) sprach am Mittwoch in Magdeburg von einer „Welle rassistischer Gewalt“. Der Anschlag habe bei den Menschen im Land tiefe Wunden gerissen. „Doch wir Migranten sind Teil dieser verletzten Gesellschaft“, sagte die stellvertretende Lamsa-Geschäftsführerin Mika Kaiyama. So habe es vermehrt Übergriffe und Pöbeleien gegeben, Hakenkreuze an Türen oder Hassnachrichten im Internet.
Vielfach herrsche ein Klima der Unsicherheit und Angst. Selbst Menschen, die seit vielen Jahren in Deutschland lebten, als Krankenschwestern, Ärzte oder Unternehmer arbeiteten, würden sich kaum noch allein auf die Straße trauen, hieß es. „Wir brauchen Schutz und Solidarität“, sagte Djamel Amelal, Vorstandsmitglied des Islamischen Kulturcenters Halle (Saale).
Die Migrantenorganisationen forderten von Politik und staatlichen Behörden ein stärkeres Einschreiten gegen die Gewalt. Zudem müssten Migrantenvereine und -verbände als legitime demokratische Akteure auf Augenhöhe anerkannt und eingebunden werden, sagte Kaiyama. Sie seien integraler Bestandteil der Zivilgesellschaft und Brückenbauer.
Das Landesnetzwerk Lamsa vertritt 120 migrantische Organisationen und Einzelpersonen in Sachsen-Anhalt. Ende 2024 lebten in Sachsen-Anhalt rund 189.000 Ausländer. Damit lag der Ausländeranteil bei 7,7 Prozent und war deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.