Frankfurt a.M. (epd). Für Comic-Fans in Deutschland ist es die «Geburtsstunde Entenhausens»: Nur sechs Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kam hierzulande am 29. August 1951 das erste Micky-Maus-Magazin auf den Markt. Nach Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien hatte es bereits 1937 in der Schweiz eine erste deutschsprachige Micky-Maus-Zeitung gegeben. Nun also sollten in der grandiosen Übersetzung von Chefredakteurin Erika Fuchs (1906-2005) die Abenteuer der Comic-Helden Donald Duck und Micky Maus auch hierzulande die Herzen der jungen Leserinnen und Leser erobern.
Den Titel des Heftes – das schon im ersten Jahr seines Erscheinens mehr Donald- als Micky-Geschichten enthielt – begründete der herausgebende Verlag Egmont Ehapa damit, dass die Disney-Maus damals weitaus bekannter war als der Erpel im Matrosenanzug. Von den rund 300.000 Exemplaren der anspruchsvoll gestalteten deutschen Erstausgabe wurden allerdings – nicht zuletzt wegen der Comic-Vorbehalte der Deutschen – nur weniger als die Hälfte verkauft. Die übrigen wurden remittiert und anschließend als kostenlose Werbeexemplare entweder an Schulen verteilt oder im Reißwolf vernichtet.
Schon im ersten, 32-seitigen Heft traten neben Micky auch Donald Duck, dessen Vetter Gustav, Tolpatsch Goofy, Donalds Augenstern Daisy, der treue Hund Pluto und Donalds drei Neffen auf. Die hießen allerdings damals nicht Tick, Trick und Track, sondern Rip, Rap und Rup. Gekostet hat «Micky Maus – Das bunte Monatsheft», das im für damalige Verhältnisse einzigartigen Vierfarb-Kupfertiefdruck bei W. Girardet in Essen gedruckt wurde, vor 70 Jahren 75 Pfennige. Heute beläuft sich der Heftpreis für das seit 1993 mit dem Untertitel «Magazin» erscheinende bunte Comic-Heft auf 3,99 Euro.
1991 lag die verkaufte Auflage bei 650.000, seitdem sinkt sie. 70 Jahre später verkauft der Verlag im Zeitschriften- und Buchhandel sowie im Abonnement nach eigenen Angaben alle 14 Tage rund 73.000 Exemplare. «Eine Ausgabe wird im Schnitt von 405.000 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 13 Jahren gelesen,» sagte Verlagsmitarbeiterin Jenny Kitzinger dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Etwa 70 Prozent der Leser sind Jungen. «Wer einmal mit dem Entenhausen-Virus infiziert ist, der bleibt ihm treu. Oft ein Leben lang», sagte der elf Jahre alte Sam Kaya aus Düsseldorf vor dem runden Geburtstag. Er selbst wurde von seinem Großvater und seiner Mutter auf die Geschichten aus dem Parallel-Universum Entenhausen, in dem die Comic-Helden ihre zahlreichen Abenteuer bestehen, aufmerksam gemacht.
Zum Jubiläum hat der Verlag neben einem 52-seitigen Heft des Magazins auch eine Sonderausgabe mit dem Titel «Micky Maus-Magazin 70 – Das Beste aus 1951-2021» mit 98 Seiten herausgebracht, davon 80 Seiten Comics. «Wer hätte das gedacht, als die Micky Maus 1951 das erste Mal in Deutschland erschien. Mit Micky und Goofy im Anflug auf die Herzen der ersten Entenhausen-Fans, deren Begeisterung bis heute
und über so viele Generationen anhält», erklärte der Verlag mit Sitz in Berlin. Und er hat auch gleich eine Antwort für die andauernde Treue der Comicfans: «Ohne Donald und Co wäre die Welt auch nicht so bunt und unterhaltsam.»
Die «Micky Maus» entwickelte sich schon schnell nach dem Erscheinen auf dem deutschen Markt zur beliebtesten Kinderzeitschrift in Deutschland. Allerdings war sie anfangs nicht unumstritten. Im Land der Dichter und Denker sahen nicht wenige Kritiker die amerikanischen Comics als «Schundhefte» an. Andere warnten wegen der Sprechblasen vor einem Verfall der deutschen Sprache oder vor Analphabetentum und wollten das Erscheinen des Hefts sogar gerichtlich verbieten lassen. All diese Vorbehalte hat das Micky-Maus-Magazin überlebt.
Seit der Erstausgabe wurden in Deutschland mehr als 1,3 Milliarden Hefte verkauft, verteilt auf mittlerweile mehr als 3.300 Ausgaben. Gab es anfangs lediglich Comics pur, kamen mit den Jahren auch Bastelbögen, Karten, Buttons, Witze, Streiche und sogar Postkarten-Aktionen hinzu. Seit 1957 erschien das «Micky Maus Magazin» wöchentlich, seit einigen Jahren gibt es in der Regel 26 Ausgaben pro Jahr.