Daumen hoch für Friedrich Merz. Nicht nur auf dem CDU-Parteitag Anfang Februar stand der 69-Jährige mit ausgebreiteten Armen und seinen nach oben gerichteten Daumen auf der Bühne. Der Kanzlerkandidat von CDU und CSU ist nach einem turbulenten, wie er sagt “harten Wahlkampf” am Ziel angekommen. “Wir haben diese Bundestagswahl 2025 gewonnen”, rief Merz am Wahlabend vor jubelnden Parteianhängern im Konrad-Adenauer-Haus in sein Mikrofon. Lange hat er darauf hingearbeitet und die Herausforderungen sind groß: Die voraussichtliche Regierungsbildung mit der geschrumpften SPD, Vertrauensverlust bei der Bevölkerung und eine starke AfD in der Opposition.
Viel Vertrauen verspielt hat der CDU-Politiker in den letzten Parlamentssitzungen der beendeten Legislaturperiode. Der harte Migrationskurs der Union gipfelte in einem Antrag und Gesetzentwurf der Partei unter anderem zur Beschränkung des Familiennachzugs. Der Antrag passierte den Bundestag mit den Stimmen der AfD. Ein Tabubruch auch für die katholische und evangelische Kirchen. Erstmals positionierten sich beide deutlich – mitten im Wahlkampf – gegen das Vorhaben und damit gegen CDU/CSU. In der Union war die Entrüstung enorm. In Gespräch danach und auf besagtem Parteitag wurden die Wogen einigermaßen wieder geglättet. Man darf gespannt sein, wie sich das Verhältnis unter einer von der Union geführten Regierung weiter entwickelt.
Friedrich Merz ist im Sauerland zu Hause
Auch weil beide zu Beginn der 2000er Jahre den Spitzenplatz in ihrer Partei anstrebten, den Ex-Kanzlerin Angela Merkel schließlich eroberte, wurden sie keine Freunde. Während Merkel Erfahrungen aus der DDR mitbrachte und als bodenständig gilt, verkörpert Merz für viele das Gegenteil. Er hat eine erfolgreiche Anwaltskarriere hingelegt, nach eigenen Angaben Millionen beim Finanzriesen Blackrock und in anderen Aufsichtsräten verdient und fliegt als leidenschaftlicher Pilot auch mit dem Privatjet zu semi-privaten Veranstaltungen wie Politiker-Hochzeiten.

Geboren wurde Merz am 11. November 1955 in Brilon im Sauerland, wo er aufwuchs und zur Schule ging. Bereits als Gymnasiast trat er in die CDU ein. 1975 machte er Abitur, gefolgt vom Wehrdienst und einem Jura-Studium in Bonn und Marburg, inklusive Mitgliedschaft in Deutschlands ältester katholischer Studentenverbindung in Bonn. Nach seinem Referendariat am Gericht arbeitete Merz als Anwalt. Derzeit ruhen seine Tätigkeit und Anwaltszulassung. Auch seinen Vorsitz im deutschen Blackrock-Aufsichtsrat gab er für die Politik 2020 wieder auf.
Friedrich Merz: Erst Brüssel dann Berlin
Seine politisch sichtbare Karriere begann er als Abgeordneter im EU-Parlament. 1994 zog er in den Bundestag ein und blieb dort zunächst bis 2009. Insbesondere in der Krisenzeit der CDU rund um die Aufarbeitung der Spendenaffäre von Ex-Kanzler Helmut Kohl war es Merz, der mit seiner größten Konkurrentin Merkel eine Art Reform-Duo bildete – für wenige Jahre.
Merz, Vater dreier erwachsener Kinder und inzwischen Großvater, machte sich über die Jahre einen Namen als Vertreter konservativer Werte etwa bei Fragen einer deutschen Leitkultur, Familienpolitik und Bioethik. Unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) trieb er in der Opposition die Steuerreform voran und machte mit der geplanten “Steuererklärung auf dem Bierdeckel” Furore.
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Doch das Steuerkonzept hielt nicht. Als ihn dann Merkel auf den zweiten Platz verwies und den Fraktionsvorsitz für sich beanspruchte, zog Merz sich aus der Fraktions- und Parteiführung zurück. 2008 kündigte er sein Ausscheiden aus der Politik an. Wirklich weg war er nicht. Als Redner, Autor und in Talkshows blieb er politisch präsent – bis das Türchen zur Rückkehr in die Politik inklusive Kanzlerkandidatur wieder aufging.