Mit einer komplett neuen Dauerausstellung will das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven tiefe Einblicke in die vielfältige Beziehung zwischen Mensch und Meer ermöglichen. Auf rund 2.800 Quadratmetern habe das Haus unter dem Titel „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ etwa 2.000 Exponate aus zwei Jahrhunderten in Szene gesetzt, sagte am Dienstag Museumsdirektorin Ruth Schilling. Das Herzstück der Ausstellung, die in knapp zweijähriger Bauzeit entstanden ist und rund 10,5 Millionen Euro gekostet hat, ist eine begehbare und 34 Meter lange Nachbildung eines Forschungsschiffes.
Die neue Schau ist ab Donnerstag zu sehen. Dann können Museumsgäste anhand von Originalobjekten und an verschiedenen Digitalstationen an Bord der 50 Tonnen schweren Schiffs-Installation interaktiv die Erforschung der Ozeane nachvollziehen. „In unserer Ausstellung sprechen wir vom Ozean und uns und nicht von uns und dem Ozean“, erläuterte Direktorin Schilling. „Nur durch diese Verschiebung der Perspektive weg vom Menschen als Mittelpunkt der Welt können wir sinnvoll über unsere Zukunft nachdenken, die so sehr von den Meeren dieser Welt abhängt.“ Dem Museum gehe es darum, dafür ein Bewusstsein zu schaffen und zu stärken.
Die Ausstellung ist in fünf Themenbereiche eingeteilt. Sie reichen vom modernen Schiffbau über die Abschnitte Schiff und Physik, Schiff und Umwelt, Schiff und Ausrüstung bis zur Forschungsschifffahrt. Hinter einem einführenden Bereich mit mehr als 1.500 Modellschiffen wird gleich die Frage aufgeworfen, wie ein Schiff entsteht. „Schiffe zu bauen bedeutet seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, sich in einem immer globaler werdenden Wirtschaftssystem zu positionieren“, sagte Schilling. „Das Schiff“, betonte die Historikerin, „ist das Schlüsselsymbol der globalen Moderne.“
Im Bereich Schiff und Umwelt stellt das neunköpfige Kuratorenteam der Schau die zentrale Frage, wem eigentlich das Meer gehört. Objekte wie eine Harpunenkanone, ein riesiges Pottwal-Skelett oder ein motorisiertes Fischereiboot regen zum Nachdenken über das Verhältnis der Menschen zu den Meeren an. Das Konzept der Ausstellung im lichtdurchfluteten Bangert-Erweiterungsbau des Museums hat das Berliner Gestaltungsbüro Chezweitz erdacht, das unter anderem auch das Jüdische Museum in Berlin, das Bauhaus-Museum in Dessau und das Bahn-Museum in Nürnberg neu gestaltet hat. Das Deutsche Schifffahrtsmuseum ist eines von bundesweit acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft.