Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gestiegen. Bundesweit wurden rund 106.000 Abtreibungen vorgenommen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2012.
Von 2021 zu 2022 hatte sich die Zahl der Abtreibungen bereits um 9,9 Prozent auf etwa 104.000 erhöht. Anhand der vorliegenden Daten lasse sich keine klare Ursache für die weitere Zunahme im Jahr 2023 erkennen, erklärte das Bundesamt.
Sieben von zehn Frauen, die im vergangenen Jahr einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt. 19 Prozent waren im Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent jünger als 18 Jahre. 42 Prozent der Frauen hatten laut Bundesamt vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.
96 Prozent der 2023 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in vier Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch.
Derzeit sind Abtreibungen in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig, innerhalb einer bestimmten Frist und nach einer Beratung aber straffrei. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission hatte in der vergangenen Woche eine Reform des Abtreibungsrechts empfohlen. Das Gremium rät, Abtreibungen im frühen Stadium der Schwangerschaft zu erlauben und nicht mehr im Strafrecht zu regulieren.
Die Bundesregierung ließ offen, ob sie noch in der laufenden Legislaturperiode eine Gesetzesänderung in Angriff nimmt. Sie strebt einen breiten gesellschaftlichen und parlamentarischen Konsens an.