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Mehr Nötigungen im Straßenverkehr

Sie hupen, fluchen oder bremsen andere Autofahrer aus: Menschen, die sich im Straßenverkehr aggressiv verhalten. Die Zahl der Fälle hat im vergangenen Jahr zugenommen. Verkehrsexperten fordern mehr Rücksichtnahme.

Stau, Stress, Zeitdruck – sie können dazu führen, dass Menschen im Straßenverkehr ihre Nerven verlieren. Vor allem im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr kommt es nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) am Montag zu Nötigungen. Diese haben laut der polizeilichen Kriminalstatistik im vergangenen Jahr um 3,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Insgesamt kam es in 37.614 Fällen zu solch aggressivem Verhalten. Dazu zählt Fluchen, Hupen, andere Bedrängen oder das Ausbremsen anderer Autofahrer. Der DVR geht von einer weit höheren Dunkelziffer aus.

“Unser Lebensalltag ist geprägt von Stress und Hektik”, erklärte Manfred Wirsch, Präsident des Verkehrssicherheitsrats. Der zunehmende und komplexer werdende Straßenverkehr würde dieses Problem verschärfen. “Das führt leider viel zu oft zu unüberlegten und aggressiven Reaktionen. Diese Verhaltensweisen sind nicht nur gefährlich, sondern sie schüren auch ein Klima der Angst und Unsicherheit auf unseren Straßen”, sagte Wirsch weiter.

Neben Zeitdruck, langen Wartezeiten oder einem Gefühl der Überforderung führt demnach auch sogenannte Externalisierung dazu, sich ungehalten im Straßenverkehr zu benehmen. “Die Gründe, über die man sich ärgert, und für die man selbst verantwortlich ist, werden gerne bei den anderen Verkehrsteilnehmenden gesucht”, so der Verbandspräsident.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat fordert von Verkehrsteilnehmern mehr Rücksichtnahme und ein Umdenken mit Blick auf Straßenbauarbeiter, Müllwerker, Lieferfahrer und Rettungskräfte: “Wer auf der Straße arbeitet, hält den Verkehr nicht auf, er hält ihn am Laufen”, betonte Wirsch. Diese Menschen und Dienstleister seien Voraussetzung für “funktionierende Verkehrswege, Wirtschaft und eine gute Notfallversorgung”.

In einer Umfrage des Verbands Ende vergangenen Jahres erklärten rund zwei Drittel aller Befragten, dass härtere Konsequenzen wie Bußgelder, Punkte oder Fahrverbote bei aggressiver Fahrweise dazu beitragen könnten, dieses Verhalten abzuschwächen. Ein Drittel wünschte sich zudem mehr Aufklärung in Medien und Sozialen Netzwerken, ebenfalls ein Drittel sprach sich für ein Zusatzmodul “Aggression” in der Fahrschule aus.