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Mehr Mut

Manchmal sagen Gesten mehr als tausend Worte. Der Kniefall von Willy Brandt 1970 in Warschau war so eine. Oder die Fußwaschung, mit der Papst Franziskus  zu Beginn seiner Amtszeit seinen Respekt gegenüber Flüchtlingen zum Ausdruck brachte. In Polen hat der Papst jetzt erneut unter Beweis gestellt, dass er ein herausragendes Gespür für Bilder und Gesten hat. In Auschwitz hat er nur eines getan: geschwiegen. Im Vergleich dazu mag seine Straßenbahnfahrt in Krakau zwar banal erscheinen. Aber auch sie war ein Zeichen: Ich bin einer von euch.

Protestanten sind traditionell eher der Sprache verpflichtet. Gegen große Gesten, bei denen die Grenze zur Show nicht immer klar zu ziehen ist, setzen sie das Wort. Das hat sein Gutes. Dennoch: Manchmal erreichen Bilder und Symbole die Herzen der Menschen viel mehr als alle klugen Reden. Voraussetzung ist: Sie sind mit Bedacht und Gespür für die Situation gesetzt.
Hier könnten auch Protestanten gelegentlich etwas mutiger sein. Der Papst zeigt, wie es gehen kann.