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Mehr als nur Staub

Beim diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten geht es um die Spuren von Religionen. Kirchliche Archive in Westfalen und Lippe bieten Hilfestellung beim Forschen

BIELEFELD/DETMOLD – Alle zwei Jahre ruft der Bundespräsident zu einem Geschichtswettbewerb auf. Das aktuelle Thema „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ nehmen vier Bielefelder Archive zum Anlass für ein pädagogisches Kooperationsprojekt: Das Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, das Archiv des Evangelischen Johanneswerkes und das Stadtarchiv laden Kinder und Jugendliche zur Teilnahme ein und bieten dazu ihre Unterstützung an. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, die sich mit ihren Klassen beteiligen, können mit professioneller Hilfe Quellenforschung betreiben.
Auch die Lippische Landeskirche bietet diesen Service für Schulen in ihrem Archiv in Detmold an.
„Archive sind keineswegs langweilig oder verstaubt, sondern bieten viele und oft überraschende Möglichkeiten, den Spuren der Vergangenheit zu folgen“, sagt Wolfgang Günther vom Archiv der westfälischen Kirche, das sich ein Gebäude mit dem Hauptarchiv Bethel teilt. Dessen Leiterin Kerstin Stockhecke ergänzt: „In Bielefeld mit seinen großen diakonischen Einrichtungen haben wir dazu auch umfassendes Archivmaterial.“ Die Archivare haben viele Themenvorschläge erarbeitet und bieten den Wettbewerbsteilnehmern einen umfassenden Service an. Sie beraten und helfen bei der Themenfindung.
Sechs Monate haben Kinder und Jugendliche Zeit, einen Beitrag zu erarbeiten. Die Themen sollen möglichst aus der Region oder aus dem Heimatort der Teilnehmenden stammen. „Nach dem Prinzip: ‚Grabe, wo du stehst‘ sollen die Heranwachsenden erforschen, was früher sozusagen vor ihrer Haustür geschah“, erläutert Archivar Bernd Wagner vom Stadtarchiv. Das weit gefasste Rahmenthema eröffnet viele Möglichkeiten.
Was bedeutet der Name der Kirche, und warum wurde sie so genannt? Wann und unter welchen Bedingungen wurde sie gebaut? Günther: „Bei diesen Fragen können vor allem Grundschüler erste Erfahrungen im Umgang mit geschichtlichen Quellen machen und einen anschaulichen Beitrag anfertigen.“ Für die Schülerinnen und Schüler höherer Jahrgangsstufen bietet es sich zum Beispiel an, die Geschichte der Diakonie vor Ort zu erkunden, schlägt Bärbel Thau vom Archiv des Johanneswerks vor. Warum wurde die diakonische Einrichtung gegründet? Welche religiöse Motivation stand dahinter?
Ebenso eignen sich Themen aus dem kirchlichen Widerstand in der Zeit des Nationalsozialismus. Predigten können als Quellen untersucht werden im Hinblick auf ihren politischen Inhalt. Ebenso ist das religiöse Engagement vor Ort ein mögliches Thema – so wie das Bielefelder Sennetreffen, das als zentrale evangelische Veranstaltung  zum Beispiel fast in Vergessenheit geraten ist. epd/UK