In Venezuela sind mindestens 107 politische Gefangene freigelassen worden. Dies erklärte die Menschenrechtsorganisation Foro Penal am Samstagabend (Ortszeit). Die im Verlauf des Samstags entlassenen Häftlinge seien alle nach den Protesten gegen die Präsidentschaftswahlen am 28. Juli festgenommen worden, teilte der Direktor der Organisation, Alfredo Romero, mit. Bei den Protesten gegen die offensichtlich gefälschten Wahlen wurden in ganz Venezuela laut staatlichen Informationen rund 2.400 Menschen inhaftiert, manche nur vorübergehend.
Die Entlassung der politischen Gefangenen erfolgte nach einer Ankündigung von Generalstaatsanwalt Tarek William Saab. Er habe die Gerichte um eine Überprüfung von 225 Fällen gebeten, sagte er laut der Tageszeitung „El Nacional“. Aktivisten hoffen deshalb noch auf weitere Freilassungen.
Die Haftentlassungen fanden aus vier Gefängnissen im ganzen Land statt. In sozialen Netzwerken wurden zahlreiche Videos darüber von Familienangehörigen und Aktivisten geteilt. „Sie sind Helden dieses langen und schmerzhaften Kampfes“, erklärte Oppositionsführerin María Corina Machado. Sie seien Bürger, die zu Unrecht irreparable Schäden erlitten hätten.
Laut Foro Penal sind aktuell mehr als 1.900 Menschen aus politischen Gründen in Venezuela inhaftiert. Nachdem die regierungstreue Wahlbehörde den sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro zum Sieger der Präsidentschaftswahlen ausgerufen hatte, gingen Zehntausende Menschen aus Protest auf die Straße. Das Regime verstärkte die Repressionen und reagierte mit Massenverhaftungen.
Die Opposition reklamiert den Wahlsieg für sich und ihren Präsidentschaftskandidaten Edmundo González. Gegen González wurde ein Haftbefehl wegen Verschwörung und Sabotage erlassen. Der 75-Jährige flüchtete nach Spanien.
Die Wahlbehörde hat bis heute keine Ergebnisse nach Wahllokalen vorgelegt. Die EU, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder erkennen den Wahlsieg von Maduro deshalb nicht an und fordern die Offenlegung der Wahlakten.