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Meer und Mensch: Schifffahrtsmuseum eröffnet neue Dauerausstellung

Mit einer komplett neuen Dauerausstellung will das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven tiefe Einblicke in die vielfältige Beziehung zwischen Mensch und Meer ermöglichen. Auf rund 2.800 Quadratmetern habe das Haus unter dem Titel „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ 2.000 Exponate aus zwei Jahrhunderten in Szene gesetzt, sagte am Dienstag Museumsdirektorin Ruth Schilling. Die neue Schau ist für die Öffentlichkeit ab Donnerstag zu sehen.

Das Herzstück der Ausstellung, die in knapp zweijähriger Bauzeit entstanden ist und rund 10,5 Millionen Euro gekostet hat, ist eine begehbare und 34 Meter lange Nachbildung eines Forschungsschiffes. Sie steht im lichtdurchfluteten Bangert-Erweiterungsbau des Museums, der eine Deckenhöhe von bis zu 13 Metern erreicht und mit Haupt- und Nebenschiffen fast wie eine Kathedrale anmutet. „Eine Herausforderung für jeden Ausstellungsmacher“, betonte Detlef Weitz vom Berliner Gestaltungsbüro Chezweitz, das die Konzeption für die Schau entwickelt hat.

Exponate vom zentimetergroßen Ruderbootmodell bis zur 50 Tonnen schweren Installation des mehrstöckigen Forschungsschiffes mit Arbeitsdeck, Labor, Laderaum, Kabine und Brücke sollen historische Artefakte, moderne Sammlungsstücke und aktuelle Botschaften verbinden. „Die Exponate machen es anschaulich“, bekräftigte Schilling. Zu den Attraktionen gehört auch Deutschlands erste Gezeitenrechenmaschine aus dem Jahr 1915, ein genial konstruierter analoger Computer, mit dem sich die Zeiten von Ebbe und Flut für jeden Hafen vorausberechnen ließen.

„In unserer Ausstellung sprechen wir vom ‘Ozean und uns’ und nicht von ‘uns und dem Ozean’“, verdeutlichte Schilling. „Nur durch diese Verschiebung der Perspektive weg vom Menschen als Mittelpunkt der Welt können wir sinnvoll über unsere Zukunft nachdenken, die so sehr von den Meeren dieser Welt abhängt.“ Dem Museum gehe es darum, dafür das Bewusstsein zu schaffen und zu stärken.

Die Ausstellung ist in fünf Themenbereiche eingeteilt. Sie reichen vom modernen Schiffbau über die Abschnitte „Schiff und Physik“, „Schiff und Umwelt“, „Schiff und Ausrüstung“ bis zur Forschungsschifffahrt. Hinter einem einführenden Bereich mit mehr als 1.500 Modellschiffen wirft die Ausstellung gleich die Frage auf, wie ein Schiff entsteht.

„Schiffe zu bauen bedeutet seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, sich in einem immer globaler werdenden Wirtschaftssystem zu positionieren“, sagte Schilling. „Das Schiff“, betonte die Historikerin, „ist das Schlüsselsymbol der globalen Moderne. Die Welt wird von Schiffen und Schifffahrt geprägt. Das geht uns alle an.“

Im Bereich Schiff und Umwelt stellt das neunköpfige Kuratorenteam der Schau die zentrale Frage, wem eigentlich das Meer gehört. Objekte wie eine Harpunenkanone, ein riesiges Pottwal-Skelett oder ein motorisiertes Fischereiboot regen zum Nachdenken über das Verhältnis der Menschen zu den Meeren an.

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum wurde in einem ersten Abschnitt 1975 eröffnet. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen, von denen der Gründungsbau noch saniert werden muss. Das Haus ist eines von bundesweit acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Vor der Neugestaltung der Ausstellung und der damit verbundenen Schließung hatte das Schifffahrtsmuseum eigenen Angaben zufolge jährlich bis zu 100.000 Besucherinnen und Besucher.