HANNOVER/BAYREUTH – Der Medizin-ethiker Eckhard Nagel hat die von Kassenärztlichen Vereinigungen geforderte Eintrittsgebühr für die Notaufnahmen als „unsoziales Mittel“ kritisiert. „In dem Moment, wo bestimmte Gruppen der Bevölkerung es sich nicht mehr leisten können, wenn sie unsicher sind, zu einer Notfallambulanz oder Notaufnahme zu gehen, riskieren wir einen Grundpfeiler unseres solidarisch organisierten Gesundheitssystems“, sagte Nagel. Angesichts der zunehmenden Belastung von Notaufnahmen hatten die Kassenärzte kürzlich eine Patientengebühr von 50 Euro vorgeschlagen.
Diese schlichte ökonomische Sichtweise sei „zu banal“ und werde dem Thema nicht gerecht, sagte der Professor am Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth. Für den Teils gravierenden Anstieg von Patientenzahlen in Notaufnahmen gebe es viele Gründe. „Es ist eine komplexe Gemengelage und nicht eine neue Bequemlichkeit unserer Bevölkerung.“ Sinnvoll sei der Vorschlag, Notarztpraxen als eine Art kassenärztlichen Bereitschaftsdienst in die Nähe von Notfallambulanzen in Krankenhäusern zu legen, sagte Nagel. Diese könnten eine erste Anlaufstelle sein und im Zweifelsfall entscheiden, wer in die Notaufnahme weitergeleitet werde. In Verbindung mit einem Krankenhaus seien sie für Patienten in Not außerdem leicht zu finden. epd
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