Berlin (KNA) Palliativmediziner sind besorgt über die Versorgung Schwerstkranker und Sterbender in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin hielt der Bundesärztekammer am Mittwoch in Berlin vor, die Anforderungen an die Weiterbildung in der Palliativmedizin für Erwachsene, Jugendliche und Kinder deutlich herabsetzen zu wollen. “Deutschland würde damit zum Schlusslicht in Europa.”
“Die Palliativ- und Hospizversorgung von Schwerstkranken und Sterbenden hat in Deutschland in den letzten Jahren einen hohen Standard erreicht”, erklärte die Präsidentin der Fachgesellschaft, Claudia Bausewein. Die Pläne der Bundesärztekammer könnten jedoch die erreichte Versorgungsqualität wie auch die Patientensicherheit gefährden.
Keine Prüfung mehr erforderlich?
Schon jetzt sei die Zusatzbezeichnung Palliativmedizin so leicht zu erwerben wie keine andere ärztliche Zusatzweiterbildung, fügte die Münchner Palliativmedizinerin hinzu. Bereits 2018 sei die Weiterbildungszeit für die Palliativmedizin von 12 auf 6 Monate reduziert worden. Je nach Bundesland und Landesärztekammer könne die Zusatzbezeichnung aktuell auch allein durch den Besuch von Kursen und eine abschließende Prüfung erworben werden. “Nach derzeitigen Plänen der Bundesärztekammer soll deutschlandweit zukünftig jedoch allein die Teilnahme an 160 Kursstunden genügen und es wäre keine Prüfung durch eine der Landesärztekammern mehr erforderlich”, so die Sprecherin der Palliativmediziner.
Zuvor hatte die Palliativgesellschaft nach eigenen Angaben ein eigenes zweistufiges Konzept für eine qualitativ hochwertige ärztliche Weiterbildung vorgelegt. Hierbei sollte es für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte neben dem Praxisalltag leichter werden, sich im Fachgebiet Palliativmedizin weiterzubilden. Denn in der Breite seien insbesondere die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte unverzichtbar für die Palliativversorgung zuhause. Gleichzeitig sieht das Konzept aber eine Zusatzbezeichnung in der speziellen Palliativmedizin vor. Damit will die Fachgesellschaft auf eine älter werdende Bevölkerung, zunehmend komplexere Krankheitsbilder sowie zunehmende medizinethische und rechtliche Fragen reagieren.
Palliativmedizin ist die Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung, beispielsweise Krebs, Demenz oder Aids. Ziel ist dabei nicht mehr die Heilung, sondern die Linderung von Schmerzen und die Sicherung möglichst hoher Lebensqualität. Dazu gehört nicht nur Schmerztherapie, sondern auch die psychologische und spirituelle Begleitung der Patienten und ihrer Angehörigen.