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Mediziner: 140.000 plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstände 2023

Nur zehn Prozent überleben. Mediziner fordern deshalb mehr Engagement gegen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Auch wirtschaftlich würde sich das rechnen.

Rund 140.000 Menschen haben 2023 in Deutschland außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Bei rund 71.000 von ihnen konnten Rettungsdienst oder Notärzte mit der Reanimation beginnen, am Ende überlebten von diesen reanimierten Patientinnen und Patienten nur etwas mehr als zehn Prozent.

Das geht aus Daten des Deutschen Reanimationsregisters hervor, die die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Dienstag in Nürnberg veröffentlichte. “Die Zahlen machen deutlich, dass hier absoluter Handlungsbedarf besteht”, erklärte Matthias Fischer vom Organisationskomitee des Reanimationsregisters. Denn neben dem großen menschlichen Leid verursachten diese Ereignisse auch erhebliche wirtschaftliche Schäden.

Laut den Berechnungen des Göppinger Intensivmediziners betragen die volkswirtschaftlichen Kosten infolge von plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillständen etwa 35 Milliarden Euro pro Jahr. Diese entstünden insbesondere durch verlorene Arbeitsjahre, Wertschöpfungsverluste und hohe Behandlungskosten.

“Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten von durch Verkehrsunfälle verursachten Personenschäden betragen laut Bundesanstalt für Straßenwesen zwischen 11,8 und 15,2 Milliarden Euro”, erläuterte Fischer. Während jedoch Präventionsstrategien im Verkehr wie Tempolimits, Anschnallpflicht oder Fahrassistenzsysteme bereits etabliert seien, fehle eine vergleichbare Initiative zur Senkung der Todeszahlen durch Herz-Kreislauf-Stillstände.

“Um es konkret zu machen: 2023 starben in Deutschland 2.839 Menschen durch Verkehrsunfälle”, erklärte der Intensivmediziner. Demgegenüber stünden knapp 64.000 Patientinnen und Patienten, die nach einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand trotz Reanimationsversuchen gestorben seien. Nur etwa 7.500 Patientinnen und Patienten konnten am Ende lebend aus dem Krankenhaus entlassen werden – 80 Prozent von ihnen in guter neurologischer Verfassung. “Damit war der plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand 2023 die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.”

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Gernot Marx, forderte ein politisches und gesellschaftliches Umdenken für eine verbesserte Reanimationsversorgung. Die Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten, Grietje Beck, verlangte eine bessere Prävention. Dazu gehörten umfassende Schulungen der Bevölkerung in Wiederbelebungstechniken, von den Schulen bis ins hohe Erwachsenenalter, sowie eine konsequente Weiterentwicklung der notfallmedizinischen Strukturen.