Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) plant weitere Kürzungen über die bereits bekannten 160 Millionen Euro Einsparungen bis 2028 hinaus. Wegen der seit Jahresbeginn 2025 ausgebliebenen Beitragsanpassung fehlen dem Sender schon in diesem Jahr rund 21 Millionen Euro, erklärte Intendant Ralf Ludwig am Montag in Leipzig in seinem Bericht an den Rundfunkrat. Noch könne der MDR diese Ausfälle ausgleichen, für 2026 sei das jedoch nicht mehr möglich, falls die erwartete Beitragserhöhung weiterhin ausbleibe.
Ludwig kündigte an, vorsorglich zehn Millionen Euro im Wirtschaftsplan 2026 zu sperren. Mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die im November 2024 eingereichte Verfassungsbeschwerde rechne der MDR erst im ersten Halbjahr 2026. Eine weiter ausbleibende Anpassung würde für 2026 erneut eine nicht bedarfsgerechte Finanzierung bedeuten.
Die Gesamtaufwendungen sollen 2026 laut genehmigtem Wirtschaftsplan vor der Haushaltssperre bei rund 766 Millionen Euro liegen. Der MDR will gemäß dem vorgestellten Entwicklungsplan seine Eigenproduktionen reduzieren und stattdessen stärker auf Qualität setzen. Angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen sollen insbesondere Dialogangebote in den Programmen ausgebaut werden. Der Sender werde weniger machen, dafür mit höherer Qualität, sagte Ludwig.
Der MDR-Rundfunkrat dringt indessen auf eine stärkere Berücksichtigung ortsansässiger Fernseh- und Hörfunkproduzenten bei Auftragsvergaben. MDR, ARD Kultur und KiKA wendeten 2024 zusammen fast 71 Millionen Euro für Auftragsproduktionen auf, informierte Intendant Ludwig. Das habe einem Rückgang von rund 4,4 Millionen Euro entsprochen. Nur etwas mehr als ein Drittel der Aufträge sei an Firmen im Sendegebiet vergeben worden.
Ludwig verteidigte die Auftragsvergabe als journalistische, redaktionelle Entscheidungen. Der Sender könne und dürfe keinen regionalen Proporz anlegen. Er binde Firmen im Sendegebiet und deren Verbände eng über Informationen zu neuen Formaten und Programmentwicklungen ein. Perspektivisch werde die Zahl der Eigenproduktionen jedoch zurückgefahren.
Breit diskutierte der Rundfunkrat zudem die Auswirkungen des Sparkurses auf die wirtschaftliche Situation freier Mitarbeiter in Redaktionen und technischen Gewerken. Nach Berechnungen des Gesamtfreienrats führen die Einsparungen zur Reduzierung von etwa einer Stunde selbst produziertem Fernsehprogramm sowie rund drei Stunden Hörfunkprogramm über alle Wellen pro Tag. Die entstehenden Lücken füllten Wiederholungen und Übernahmen aus der ARD.
Deutlich wurde in der Diskussion des Rundfunkrats, dass weniger Geld zu weniger Programm führe. Das bedeute in der Konsequenz auch weniger Arbeit und Aufträge für Freie oder Produktionsfirmen.
Dem MDR-Rundfunkrat gehören 50 Vertreterinnen und Vertreter gesellschaftlich relevanter Gruppen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an. Sie sind für sechs Jahre gewählt, ihre Amtszeit endet zum Jahreswechsel 2028/2029. Der Rundfunkrat ist das zentrale Aufsichts- und Kontrollgremium der Rundfunkanstalt.