Das südpolnische Bistum Sosnowiec (Sosnowitz) steckt laut dem Warschauer Philosophieprofessor und katholischen Priester Andrzej Kobylinski in einer schweren Krise. Kobylinski begrüßte im Interview des Radiosenders RMF24 den Rücktritt von Ortsbischof Grzegorz Kaszak (59), fügte allerdings hinzu: “Die Annahme des Rücktritts ist keine Lösung.” Es brauche eine moralische Erneuerung im Klerus der Diözese.
Papst Franziskus hatte am Dienstag den Amtsverzicht Kaszaks akzeptiert. Ein Grund für den Rücktritt wurde nicht genannt. Im September hatte eine angebliche Sexparty eines homosexuellen Geistlichen in seiner Priesterwohnung in Dabrowa Gornicza das Bistum und die Kirche in Polen erschüttert. Dabei soll ein Callboy nach der Einnahme von Potenzmitteln ohnmächtig geworden sein. Durch die Verständigung des medizinischen Notdienstes flog die Party laut Medienberichten auf. Weil der Priester den Sanitätern den Zutritt zu seiner Wohnung verwehrt habe, hätten diese die Polizei gerufen, wurde berichtet.
“Der moralische Verfall der Diözese dauere seit vielen Jahren an”, so Kobylinski. “Man kann nur Mitleid mit den Gläubigen in Sosnowiec haben, dass sie in den vergangenen Jahren mit solch ungeheuren Sittenskandalen des Klerus im Bistum zu kämpfen hatten.” Es müsse geklärt werden, warum sich Kaszak so lange im Amt habe halten können, so der Professor der Warschauer Kardinal-Wyszynski-Universität.
Laut Medienberichten hatten 2010 mehrere Priesteranwärter den Rektor des Priesterseminars des südpolnischen Bistums beschuldigt, sie sexuell missbraucht zu haben. Kaszak leitete das Bistum seit 2009. Das Priesterseminar wurde später geschlossen. Die Geistlichen werden seither in Czestochowa (Tschenstochau) ausgebildet. Allerdings gab es in diesem Jahr keinen Bewerber aus dem Bistum Sosnowiec. “Diese Diözese droht langsam auszusterben, und daher ist die Entscheidung des Papstes zu begrüßen”, so Kobylinski.