Die Predigt Martin Luthers (1483-1546) in der Magdeburger Johanniskirche muss offenbar die Zuhörer mitgerissen haben: Sie war der Auftakt zur Reformation in der Stadt, die in den Folgejahren relativ schnell zum evangelischen Glauben wechselte. Dieses für Magdeburg einschneidende Ereignis jährt sich in diesem Jahr zum 500. Mal – und ist Anlass für ein Festjahr, das am Samstag mit einem Gottesdienst zum Dreikönigstag im Dom begonnen wird.
Laut Stephan Hoenen, Superintendent im evangelischen Kirchenkreis Magdeburg, sind dazu drei Kurzpredigten geplant: Er selbst wird in die Rolle Luthers schlüpfen, während Domprediger Jörg Uhle-Wettler die Rolle des imaginären „vierten Königs“ einnehmen wird. Zugleich werde Prädikant Stephen Gerhard Stehli in der dritten Kurzpredigt in die Rolle der Königin von Saba schlüpfen, eine Figur aus dem Alten Testament.
Auch die Sternsinger werden an dem Gottesdienst teilnehmen. Dass sich Kinder als drei Könige verkleiden und um Spenden für einen guten Zweck bitten, ist eigentlich eine katholische Tradition. Das soll laut Hoenen ein bewusstes ökumenisches Zeichen sein. „Das ist uns wichtig“, betont der Superintendent im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Nach christlicher Überlieferung wird am 6. Januar das Fest der „Heiligen Drei Könige“ gefeiert, die das Jesuskind in der Krippe zu Bethlehem besucht haben sollen. Allerdings ist in der Bibel nicht direkt von ihnen die Rede – laut Matthäus-Evangelium sollen es Weisen oder Sterndeuter gewesen sein, wobei die Zahl drei aus der Anzahl der Geschenke geschlossen wird, die sie mitgebracht haben. Der 6. Januar ist in Sachsen-Anhalt ein gesetzlicher Feiertag.
Inhaltlich werde es um die Frage gehen, was 500 Jahre Reformation in Magdeburg heute bedeuten. Es gehe darum, welche Kraft ein solches Jubiläum habe – und um das Nachdenken über die eigene Position. Aber auch die Gemeinschaft im Glauben solle gefeiert werden, sagt Hoenen – und sie soll in die gesamte Stadtgesellschaft hinein wirken.
Größere Veranstaltungen sind dann im Juni zum Jubiläum der Luther-Predigt geplant. Am 15. Juni soll ein eigens für das Jubiläum komponiertes „Reformationsoratorium“ vom Magdeburger Kantatenchor uraufgeführt werden. Wer Musik und Libretto geschrieben hat, das will der Kirchenkreis allerdings noch nicht verraten.
Vom 26. bis 28. Juni ist dann eine internationale theologische Tagung zum Thema „Reformation und Großstadt“ geplant, die der Kirchenkreis gemeinsam mit dem Stadtarchiv veranstalten will. Zum Jahrestag von Luthers Predigt soll der Göttinger Kirchenhistoriker Professor Thomas Kaufmann einen öffentlichen Festvortrag halten.
Auch die überwiegend nicht kirchlich gebundene Stadtgesellschaft soll in die Feiern mit einbezogen werden. Laut Superintendent Hoenen soll es am 25. August in der Festung Mark direkt in der Stadt einen ökumenischen Gottesdienst geben.
Weitere Aktionen rund um die Zahl 500 sollen das Programm abrunden. Geplant sei etwa ein „500-Minuten-Klettern“ in der Kletterkirche am Zoo, die Ausgabe von 500 Essen an Bedürftige zu Beginn der Straßensammlung der Diakonie im Herbst oder ein 500-Stunden-Gebet im Juni mit der Evangelischen Allianz, einem Netzwerk evangelikaler Christen. Rund um den Weltkindertag am 20. September plant der Kirchenkreis zudem, rund 500 Kinder aus den evangelischen Kitas und Schulhorten einzuladen.
Der Festreigen endet dann mit dem Reformationstag am 31. Oktober 2024. Dann soll noch einmal das Jubiläum mit einem Gottesdienst am Ort des historischen Geschehens in der Johanniskirche groß gefeiert werden. Dann soll wiederum die Reformationskantate erklingen, auch ein Abendmahl mit 500 Einzelkelchen ist laut Hoenen geplant. Der Gottesdienst soll im Radio übertragen werden.