Artikel teilen:

Luther in neuem Kleid

Der Hagener Bildhauer Uwe Will hat zum Reformationsjubiläum eine Luther-Statue entworfen. Sie zeigt den jungen Mönch als demütigen Gottessucher

HAGEN – In den vergangenen Jahren hat sich der renommierte Hagener Maler Uwe Will immer mehr auch als Bildhauer einen Namen gemacht. Auf Anregung des Hagener Ruhestands-Pfarrers Erhard Schliebener hat Uwe Will jetzt anlässlich des Reformations-Jubiläumsjahres eine gut zwei Meter hohe Statue von Martin Luther gefertigt.
Das Besondere: Mit ihr wird nicht der wie zumeist „reife“ Luther im fortgeschrittenen Alter, sondern vielmehr der junge, suchende und vor allem demütige Mönch dargestellt.

Als Vorlage diente ein Cranach-Porträt

Als Vorlage dazu diente Uwe Will ein Holzschnitt von Lucas Cranach aus dem Jahre 1520, der allerdings lediglich ein Kopfbild des Reformators zeigt. Uwe Will aber wollte unbedingt den ganzen Körper, den ganzen Menschen Martin Luther herausarbeiten: „Ich wollte ihn quasi auf Augenhöhe zeigen“, so der Künstler.
Dabei spielten auch profane Äußerlichkeiten eine gewichtige Rolle, und deshalb nahm Uwe Will Kontakt mit dem Evangelischen Augustiner-Kloster in Erfurt auf, wo man über detailgenaue Beschreibungen der typischen Mönchskleidung aus der Luther-Zeit verfügt. Aber auch die Haltung der Hände spielte eine bedeutende Rolle. Der beratende Theologe Erhard Schliebener dazu: „Die linke Hand ist auf das Herz gerichtet, die rechte leicht geöffnet und nach vorn gestreckt; so drückt sich tief empfundene Ergebenheit und Bitte um Gottes Zuspruch aus.“
In diesem ungewöhnlichen Luther-Porträt soll nach dem Willen des Hagener Künstlers gerade „das Zittern und Zagen des Mönchleins“ sichtbar werden, zugleich aber auch jenes Maß an Mut und Durchsetzungskraft, wie es gleichzeitig unabdingbar war und durch die Geschichte belegt ist. Es sei nun alles in allem schlicht „ein neuer Reformator“, den Uwe Will hier vorstellt, lobt Pfarrer Erhard Schliebener: „Da steht vor uns ein Mensch, hingebungsvoll und demütig, entschlossen, einen schweren Weg zu gehen. Als mahnender, mächtig auftretender Glaubensheld war Luther schon oft genug dargestellt. Hier aber zeigt sich der Reformator buchstäblich in einem anderen Kleid, gemäß seiner eigenen Erkenntnis: Wir sind Bettler, das ist wahr.“

Der Bronze-Abguss steht noch bevor

Derzeit erst noch als helle Gipsfigur vorhanden, soll Uwe Wills Martin Luther möglichst bald als imposantes Bronze-Abbild erstrahlen. Ob ein solch gewichtiges Luther-Denkmal weiterhin in Hagen bleiben wird, oder seine künftige Heimat im Erfurter Rathaus findet, hängt noch von einem Erfurter Sponsoren mit westfälischen Wurzeln ab, der Interesse an der Kunst-Investition signalisiert hat. Und im Rathaus zu Erfurt wäre tatsächlich noch eine passende Nische für den schmucken jungen Martin Luther aus Hagen frei. Das hat man dem Künstler bereits mitgeteilt.