Das Leipziger Museum für Völkerkunde startet die erste Übertragung von einer aus einer deutschen Kolonie stammenden Sammlung an das Herkunftsland – abgestimmt mit Forschern vor Ort und gegen heimische Anfeindungen.
Das Grassimuseum für Völkerkunde in Leipzig steht vor einer großen Rückgabe von geraubten Kolonialgütern an das afrikanische Kamerun. Es werde die erste Übertragung von einer aus einer deutschen Kolonie stammenden Sammlung an das Herkunftsland sein, sagte die Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, Leontine Meijer-van Mensch, der Leipziger Volkszeitung (Freitag).
Zu den Hintergründen der Kamerun-Sammlung habe es umfangreiche Forschungen der renommierten französischen Kunsthistorikerin Benedicte Savoy mit ihrem Team gegeben, so Meijer-van Mensch weiter. “Da ist es nicht die Frage, warum das zurückgeben werden muss, sondern wann und wie und was.” Sachsen besitze mit 5.550 Objekten in Leipzig und 2.444 in Dresden nach dem Stuttgarter Linden-Museum die zweitgrößte Sammlung in Deutschland; dazu gehören Waffen, Instrumente, Schmuck, Spielzeug und Ritualobjekte.
Wichtig ist Meijer-van Mensch, “dass alles, was wir machen, gemeinsam mit den Herkunftsgemeinschaften, den Forschern und Künstlern vor Ort” geschieht – etwa bei dem Umgang mit geraubten Kunstwerken aus dem Königreich Benin. Gegen diese Transformation habe es auch Widerstände gegeben, berichtet die Wissenschaftlerin: “Ich war entweder die postkoloniale Hexe oder die postkoloniale Heldin.” Anfeindungen seien insbesondere aus der alten Riege der ethnologischen Museen gekommen. Die aus den Niederlanden stammende Direktorin wechselt zum 1. Oktober nach Rotterdam als Gründungsdirektorin des Stadtmuseums.