Schleswig. Es geht los: Die “Ichtys” hat den Schleswiger Stadthafen verlassen. Die Crew hat die Segel des Jesusboots gesetzt, den Motor angelassen – und die “Nordsterntour” zum zehnten Geburtstag der Nordkirche ist gestartet. Ziel ist das Bibelzentrum Barth in Mecklenburg-Vorpommern, dort soll am Sonntag, 26. Juni, ein Gottesdienst gefeiert werden. Entlang der Route können Interessierte das Schiff besichtigen, einen Tagestörn mitfahren und Aktionen an Bord und in den Häfen miterleben.
Das Jesusboot heißt so, weil es ein originalgetreuer Nachbau eines am See Genezareth gefundenen Wracks ist, das zu Zeiten Jesu als Fischerboot genutzt wurde. Es ist dem Bibelzentrum in Schleswig angegliedert, das Pastor Michael Bruhn leitet: Der Theologe, seine Kollegin Julia Henningsen und der ehrenamtliche Mitarbeiter Thomas Andresen zählen zur Stamm-Crew an Bord.
Vor zehn Jahren aufgebrochen
Mit der „Nordsterntour“ will Bruhn auf die Besonderheit der Nordkirche hinweisen, deren Gebiet sich über drei Bundesländer erstreckt und von zwei Meeren umgeben ist. Das Spannende für ihn: „Vor zehn Jahren sind wir aufgebrochen – in dieser Zeit haben wir erreicht, dass die Kirche weiter zusammengewachsen ist, die Verbindung zwischen den verschiedenen Regionen besteht nach wie vor. Das ist ein Grund, dieses Jubiläum zu begehen“, so Bruhn.
Von Hafen zu Hafen könne deutlich werden, dass die einzelnen Gemeinden zusammengehören – auch über die nächsten Nachbarn hinaus. „Die Orte an der Ostseeküste sind schon seit Jahrhunderten miteinander verbunden, über die Hanse, aber auch über den kleinen Küstenverkehr“, erklärt der Pastor. „Wir hoffen, dass uns mit der ‚Nordsterntour‘ ein Brückenschlag zwischen den Gemeinden und von Bibelzentrum zu Bibelzentrum gelingt, denn wir sind der Natur ja vollkommen ausgesetzt“, meint Bruhn, der das Jesusboot als Skipper steuert.
Im Gründungsjahr der Nordkirche 2012 segelte Bruhn mit dem Boot schon einmal eine ähnliche Tour. Damals habe es bei der Insel Poel acht Windstärken von vorn gegeben, ein aufgewühltes Meer und mittendrin das Jesusboot, erinnert er sich. Nach einem Motorschaden musste man zurück nach Travemünde segeln. Ähnliches könne auch auf dieser Fahrt passieren, ein gewisses Risiko gebe es trotz genauer Planung immer.
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„Wir werden in Sichtweite zur Küste fahren, allein das sorgt schon einmal für viel Sicherheit“, erläutert der erfahrene Segler. Weil das Jesusboot für den See Genezareth konstruiert worden ist, könnte die Fahrt über das Meer zum Abenteuer werden – je nachdem, wie heftig Wind und Wellen sich entwickeln. Aufgrund seiner Bauweise sei das offene Boot, das keinen Kiel hat, für höhere Wellen recht anfällig.
Wo das Boot besichtigt werden kann
Unterwegs und in den Häfen sind verschiedene Aktionen an Bord geplant. Interessierte können das Jesusboot etwa an Stationen wie Damp, Boltenhagen und Prerow besichtigen und, je nach Ausbuchung, auch mitfahren. Konfirmanden-Gruppen haben sich angekündigt, Jungen und Mädchen im Kindergarten-Alter werden es besuchen. „Wir werden Gute-Nacht-Geschichten erzählen und werden ebenso Vorträge halten, etwa zum Boot selbst und der Situation, wie es aufgefunden wurde“, berichtet Bruhn.
Die Resonanz auf das Projekt sei ausgesprochen positiv. „Wir haben aber gemerkt, dass vielen Gemeinden durch die Pandemie die Energie fehlt, so eine Extra-Aktion zu schultern. Die Corona-Zeit hat den Gemeinden einfach viel abverlangt; an manchen Orten merkt man, dass der Wille sehr groß ist, aber die Kraft gering ist, entsprechend etwas zu organisieren“, sagt der Pastor.
Sechs Stunden pro Etappe
Nach dem Gottesdienst am Sonntag, 26. Juni, in Barth bleibt der Skipper drei Tage vor Ort, um interessierten Besuchern die Möglichkeit zu geben, das Boot kennenzulernen. Bis dorthin dauern die 60-Kilometer-Tagesetappen, die das Jesusboot zurücklegen wird, rund sechs Stunden. Bis zu sechs Passagiere können mitfahren. Interessierte seien auch spontan willkommen, betont Bruhn.