Der Thüringer Lehrerverband (TLV) begegnet den Plänen für eine kostenlose Schulspeisung in Thüringen mit Skepsis. Das sei zweifellos ein hehres Ansinnen, erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Tim Reukauf, am Dienstag in Erfurt. Doch es stehe zu befürchten, dass es dadurch zu massiven Ressourcenverschwendungen komme.
Reukauf gab zu bedenken, dass vielerorts die Erfahrung gemacht worden sei, dass Dinge weniger wertgeschätzt werden, wenn sie nichts kosteten. Als eine Folge des Gratis-Angebots werde vermutlich nicht mehr jedes Elternteil zuverlässig daran denken, das Kind vom Mittagessen oder der Hortbetreuung abzumelden, wenn es nicht in der Schule sei. Eine unterlassene Abmeldung habe anders als bei kostenpflichtigen Angeboten keinerlei finanzielle Konsequenzen mehr.
Der Verband hält eigenen Angaben zufolge deshalb die gezielte finanzielle Unterstützung von bedürftigen Familien für sinnvoller und ressourcenschonender. Aus den prinzipiell gleichen Erwägungen lehne der TLV auch eine vollständige Übernahme der Hortgebühren durch das Land für alle Familien ab. Entsprechende Pläne hatten die künftigen Koalitionsfraktionen aus CDU, BSW und SPD am Freitag vorgestellt.
Nach Angaben der Vernetzungsstelle Schulessen haben Thüringer Familien je Kind im Jahr 2022 etwa 3,25 Euro für die tägliche Verpflegung in den Einrichtungen aufwenden müssen. Allerdings variieren die Kostensätze je nach Wohnort im Freistaat zum Teil erheblich. Grund hierfür seien die unterschiedlich gestalteten Verträge mit Essenslieferanten. Etwa jedes zweite Kind habe 2022 an der Schulverpflegung teilgenommen.