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US-Migrationspolitik: Leere Weihnachtskrippe sorgt für Aufregung

Ein aktivistischer Priester aus Massachusetts zeigt in einer leeren Krippe die Folgen der US-Migrationspolitik. Die Aktion löst Debatten zwischen Gemeinde und Erzdiözese aus.

Eine symbolische Krippenaktion im US-Bundesstaat Massachusetts sorgt für Aufsehen (Archivbild)
Eine symbolische Krippenaktion im US-Bundesstaat Massachusetts sorgt für Aufsehen (Archivbild)Imago / Pacific Press Agency

Mitten in der Debatte über die restriktive Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt eine verwaiste Weihnachtskrippe für Aufsehen. In der Krippe ohne Figuren hängt lediglich ein weißes Protestschild mit großen blauen Buchstaben: “ICE was here” (ICE war hier). Gemeint ist die wegen Razzien und Verhaftungen auch in Schulen und Krankenhäusern in die Kritik geratene Einwanderungs- und Zollbehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement).

Das Szenario soll symbolisieren, dass die heilige Familie verhaftet und abgeschoben wurde. Über der leeren Krippe ist der Schriftzug zu lesen: “Frieden auf Erden?” In der Krippe steht ein ausgedrucktes Papierschild: “Die heilige Familie ist sicher im Heiligtum unserer Kirche – Wenn Sie ICE sehen, rufen sie bitte diese Nummer an.”

Kirchengemeinde startet Aktion gegen die US-Migrationspolitik

Zu sehen ist die Aktion örtlichen Medienberichten zufolge vor einer katholischen Kirche in Dedham im US-Bundesstaat Massachusetts. Seit einigen Tagen wird nun darüber diskutiert. Pater Stephen Josoma, Leiter der katholischen Gemeinde Saint Susanna, sagte dem Boston Globe: “Man gibt den Hungrigen zu essen, man kümmert sich um die Obdachlosen, man kleidet die Nackten, man kümmert sich um die Menschen und ihre Bedürfnisse. Die ICE-Razzien sind in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil.” Es gebe Berichte darüber, dass Einwanderungsbeamte Eltern von ihren Kindern an Schulbushaltestellen trennten. Die Krippenaktion ist seit dem 29. November zu sehen und wurde von der Kirchengemeinde auf Facebook geteilt.

Schon während der ersten Präsidentschaft von Trump war die Pfarrei in die Schlagzeilen geraten. 2018 hatte die Gemeinde das Jesuskind in einem Käfig gezeigt – als Protest gegen die Politik der damaligen Regierung, Familien an der Grenze zu trennen. “Wir dachten, wir würden eine Art Spiegelbild davon schaffen, wie es aussehen würde, wenn dies vor 2.000 Jahren passiert wäre”, sagte Josoma damals.

Aktivistischer Priester löst Debatte über US-Migrationspolitik aus

Das Erzbistum Boston teilte jetzt mit: “Das Volk Gottes kann das Recht erwarten, dass es in der Kirche echte Gelegenheiten zum Gebet und zur katholischen Gottesverehrung vorfindet – und keine spaltenden politischen Botschaften. Die Ausstellung sollte entfernt und die Krippe wieder ihrem eigentlichen heiligen Zweck zugeführt werden.”

Terry Donilon, Sprecher der Erzdiözese, sagte dem Boston Globe, die “Normen der Kirche verbieten die Verwendung heiliger Gegenstände für andere Zwecke als die Verehrung Gottes”. Dazu gehörten auch Darstellungen des Christkindes in der Krippe, die ausschließlich zur Förderung des Glaubens und der Frömmigkeit verwendet werden dürften.

ICE-Direktor Todd Lyons kritisierte laut US-Medienberichten, dass die Aktion ein Narrativ stärke, das immer gefährlicher für seine Mitarbeiter werde. “Die Handlungen des Aktivisten-Priesters Stephen Josoma sind absolut abscheulich und tragen zu einer gefährlichen Darstellung bei, die für einen Anstieg der Übergriffe auf ICE-Beamte um mehr als 1.150 Prozent verantwortlich ist”, sagte Lyons dem regierungsnahen Sender Fox News Digital. Josoma nutze seine Position aus, “um eine aktivistische Agenda” zu fördern.

Bischöfe fordern Kurswechsel in der US-Migrationspolitik

Der örtliche TV-Sender WCVB berichtete, dass zahlreiche Pfarreimitglieder dem Priester den Rücken stärkten und hofften, dass er die Aktion nicht beende. Die Vertreter der Kirchengemeinde wollen sich offenbar zu Wochenbeginn treffen und über das weitere Vorgehen beraten.

Auf ihrer Vollversammlung im Herbst hatte die US-Bischofskonferenz die Regierung zu einem Kurswechsel in der Migrationspolitik aufgefordert. Die Bischöfe zeigten sich über ein “Klima der Angst” unter Migranten beunruhigt. Es sei durch die Art und Weise der “Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen” entstanden: “Wir sind betrübt über den Stand der aktuellen Debatte und die Verunglimpfung von Einwanderern. Wir sind besorgt über die Bedingungen in Haftanstalten und den mangelnden Zugang zu Seelsorge.”