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Lass den Kelch vorübergehen

Weihnachten ist vorbei, jetzt kommt die Grippe in die Kirche: Viren lauern überall. Tipps, wie man gesund bleibt – auch bei Abendmahl, Hände schütteln und Kollekte auszählen

© epd-bild / Jens Schulze

Abendmahl. Die Gemeinde versammelt sich am Tisch des Herrn. In die feierliche Stimmung mischt sich ein Räuspern hier, ein Husten dort. Und dann niest plötzlich auch noch jemand.
Winterzeit ist Virenzeit. Die winzigen Krankheitserreger lauern überall. Sie kleben an Türklinken, Geldstücken; verbreiten sich über Handkontakt und Atemluft. Sind sie erst mal in genügend großer Zahl im menschlichen Körper, sorgen sie dort für Grippe oder Magen-Darm-Erkrankungen.
Kein Wunder, wenn mancher Kirchgänger sich fragt, ob er in diesen Wochen zum Abendmahl gehen soll. Dutzende von Menschen stehen da eng beieinander, trinken aus demselben Kelch, fassen einander an den Händen. Das wirkt wie eine Einladung zur Party für die Viren: He, kommt her zu mir alle! Ich will euch erquicken.

Regeln beachten, dann droht keine Gefahr

Tatsächlich ist die Ansteckungsgefahr aber gering – wenn sich alle an die Regeln halten: Im Kelch sollte Wein für nur zehn Personen sein, dann wird ein neuer Kelch genommen. Nach jedem Schluck wird der Kelch weitergedreht, nach fünf Personen der Rand mit einem Tuch desinfiziert.
Ganz wichtig: Helfer und Pfarrer sollten sich vor dem Austeilen des Abendmahls die Hände waschen – und anschließend nicht mehr hineinhusten oder niesen.
Das gilt auch für alle anderen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ganz grundsätzlich: Möglichst nicht ins Gesicht fassen (zum Beispiel gedankenverloren auf dem Fingernagel herumkauen). Gründlich Hände waschen; regelmäßig, vor allem vor dem Essen. Seife mindestens 20 Sekunden einreiben, auch zwischen den Fingern. Zur Not gibt es Desinfektions-Gels für zwischendurch.
Wer dennoch beim Abendmahl hygienische Bedenken hat, kann auf die „Intinctio“ zurückgreifen (lateinisch für „eintauchen“). Diese Form des Abendmahls ist spätestens seit 2009 bekannt. Damals sorgte die Vogelgrippe für Schlagzeilen. Die Kirchen gaben Ratschläge zur Minderung des Ansteckungs-Risikos heraus. Bei der Intinctio wird das Brot (Oblate) in den Wein getaucht und erst dann gegessen. Das Trinken aus dem Kelch entfällt.
Ebenfalls möglich, wenn auch selten anzutreffen, ist, den Wein in kleinen Einzelkelchen zu reichen („Pinnchen“).
Während mittlerweile wohl niemand mehr für die Intinctio schief angesehen wird, tut man sich beim Handschlag schwerer. „Gebt einander ein Zeichen des Friedens“, heißt es von der Pfarrerin oder vom Pfarrer, der Banknachbar streckt die Hand aus, gute Bekannte wollen einen umarmen – und dann soll man sich verweigern?
Was tun?
Locker bleiben. Ob Friedensgruß, Händeschütteln am Ausgang oder für Presbyterinnen und Presbyter auch das Geldzählen der Kollekte: Durch Handkontakt allein wird niemand krank. Hände anschließend gründlich säubern – dann sollte alles im Lot bleiben.
Man kann den Kelch beim Abendmahl übrigens auch ganz an sich vorübergehen lassen; etwa, wenn man bereits Husten oder Schnupfen hat. Ein kurzes Kopfschütteln wird von den Austeilenden erkannt und akzeptiert.
Und zur Beruhigung: Auch davon hängt unser Heil nicht ab.