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Landtagspräsidentin Naber: Gedenkstättenarbeit unverzichtbar

Die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags, Hanna Naber (SPD), sieht in der Bildungs- und Erinnerungsarbeit der niedersächsischen Gedenkstätten „eine besondere Form des Friedenstiftens“. Sie sei unverzichtbar „gerade in Zeiten, in denen die Gefahren für die Demokratie und den Frieden in Europa zunehmen und sich gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit immer breiter macht“, sagte Naber am Montag laut Redemanuskript auf dem Gelände der Gedenkstätte Sandbostel.

Naber äußerte sich zum 79. Jahrestag der Befreiung des NS-Kriegsgefangenenlagers Sandbostel. Sie betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung der Verfassung, die am 23. Mai 75 Jahre alt wird. „Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben die Würde des Menschen vor alles andere gestellt“, erklärte die Landtagspräsidentin und führte aus: „Nicht die von den alten und neuen Faschisten propagierte Volksgemeinschaft ist der Referenzrahmen unserer Verfassung, sondern jeder einzelne Mensch mit seiner Würde.“

„Nie wieder dürfen Menschen entmenschlicht, nie wieder ihrer Selbstachtung beraubt werden“, warnte Naber und erinnerte in diesem Zusammenhang an den Philosophen Immanuel Kant (1724-1804). Er habe den Menschen zugetraut, dass sie Verantwortung übernehmen, für sich und die Welt: „Arbeiten wir gemeinsam daran, dass er Recht behalten wird.“

Im NS-Lager Sandbostel waren mehr als 313.000 Kriegsgefangene aus über 55 Nationen interniert, darunter mehr als 70.000 Soldaten der Roten Armee. Besonders ihnen versagte die Wehrmacht den Schutz durch das Kriegsvölkerrecht. Tausende Gefangene starben an Hunger und Krankheiten. Die genaue Zahl ist bis heute nicht bekant. Am 29. April 1945 befreite die britische Armee in Sandbostel 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge. Auch nach der Befreiung starben noch mehr als 500 KZ-Häftlinge an Erschöpfung, Auszehrung und an Infektionskrankheiten.