Bielefeld (epd). Die Evangelische Kirche von Westfalen bereitet sich trotz wachsender Kirchensteuereinnahmen auf Ausgabenkürzungen vor.
Nur dank der guten Konjunktur werde der Rückgang der Mitgliederzahl derzeit durch deutliche Einnahmesteigerungen der Mitglieder noch «überkompensiert», sagte Finanzdezernent Arne Kupke am Dienstag vor der westfälischen Landessynode in Bielefeld. Das werde aber nicht so bleiben. Das Kirchenparlament befasste sich außerdem mit der Zukunft des Pfarrberufs, der attraktiver werden soll. Besondere Seelsorgebereiche sollen längerfristig abgesichert werden.
In diesem Jahr erwartet die viertgrößte deutsche Landeskirche Einnahmen von 530 Millionen Euro aus der Kirchensteuer, das sind 5,3 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr und 45 Millionen Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. Gründe für den Anstieg sind nach Angaben Kupkes die anhaltende Stärke der Wirtschaft und die rekordverdächtige Lage am Arbeitsmarkt. Inflationsbereinigt sei die Finanzkraft der westfälischen Kirche aber seit Anfang der 90er Jahre drastisch gesunken, betonte der Finanzchef in seiner Haushaltsrede.
«Wir sind eine Kirche im Modus des Rückbaus und mehr noch als unsere Mitglieder verlieren wir unsere Finanzkraft», sagte Kupke und sprach von einem Strukturwandel. In zehn Jahren werde es zehn Prozent weniger Mitglieder geben – aktuell gehören der westfälischen Kirche knapp 2,3 Millionen Menschen an. Zudem sei die aktuell gute Wirtschafts- und Steuerlage nur «schein-stabil». Aufgabe sei daher ein Rückbau der Kirche.
Für 2018 legt die westfälische Kirche ein Kirchensteueraufkommen von 490 Millionen Euro zugrunde. Davon gehen 11,9 Millionen Euro in den EKD-Finanzausgleich für die ärmeren Landeskirchen in Ost- und Mitteldeutschland. Die verbleibenden 478,1 Millionen Euro fließen an die 28 Kirchenkreise und in gesamtkirchliche Aufgaben. Die Landeskirche erhält für ihre Aufgaben neun Prozent der zu verteilenden Kirchensteuermittel. Der Etat für ihre unmittelbaren Ausgaben hat ein Volumen von 52,6 Millionen Euro. Für die Flüchtlingshilfe will die westfälische Kirche 2018 erneut eine Million Euro zur Verfügung stellen.
Nach einem zweijährigen Diskussionsprozess zur Zukunft des Pfarramts wurde der Landessynode der Abschlussbericht vorgelegt, der Vorschläge zur Entlastung der Amtsinhaber enthält. So soll ein Aufgabenplaner einheitliche Maßstäbe für die Ermittlung des Arbeitsumfangs bereitstellen und als Hilfe für Stellenbesetzungen dienen. Die Arbeitszeit von Pfarrern könne so besser geplant und begrenzt werden, hieß es. Weil die Zahl der Theologen in den kommenden Jahren sinkt, sollen bislang ausschließlich von Pfarrern wahrgenommene Aufgaben auch mit anderen Berufen wie Pädagogen und Diakonen geteilt werden können.
Um besondere Seelsorgebereiche auch künftig abdecken zu können, sollen beispielsweise die Polizei- Notfall- und Gehörlosenseelsorge künftig auf landeskirchlicher Ebene angesiedelt und mit Pfarrstellen ausgestattet werden. Bisher wird diese Spezialseelsorge häufig von Theologen im Probedienst und mit besonderem Auftrag wahrgenommen. Diese Stellen werden aber in den kommenden Jahren nach und nach abgebaut.