Die Landesbibliothek Coburg hat nach einem externen Hinweis einen größeren Bestand an NS-Raubgut entdeckt und die rechtmäßigen Erben entschädigt. Wie die Einrichtung des Freistaats am Freitag in Coburg mitteilte, handelt es sich bei dem entdeckten Raubgut aus der NS-Zeit um die Teilbibliothek des einst in Coburg tätigen Hals-Nasen-Ohren- und Nervenarztes Moritz Cramer (1877-1942). Sie umfasst 89 Titel in 108 Bänden in verschiedenen Sprachen und aus der Zeit zwischen dem 16. und dem 20. Jahrhundert.
Moritz Cramer hieß mit Vornamen eigentlich Moses und kaum aus einer jüdischen Familie aus Gleicherwiesen im damaligen Herzogtum Sachsen-Meiningen. Ab 1905 war er nach seinem Medizinstudium und seiner Doktorarbeit als Arzt in Coburg tätig. Er sei kulturinteressiert gewesen und habe der Stadt Coburg „immer wieder“ Kunstobjekte vermacht. Auch nach der NS-Machtergreifung blieb er in Coburg. Am 27. November sei Moritz Cramer zusammen mit weiteren Coburger Juden im ersten „Todeszug“ nach Riga deportiert worden.
Sein Besitz wurde damals vom NS-Staat beschlagnahmt – darunter auch die ungefähr 1.200 Bände seiner Bibliothek. Ein Teil der Bücher wurde von den Nationalsozialisten vernichtet, ein anderer Teil verkauft – nur ein geringer Teil sei in die damalige Coburger Landesbücherei gekommen. Dank einer in der Gedenkstätte Jad Vashem aufgefundenen Liste der Coburger Landesstiftung, zu der die Bücherei damals gehörte, konnten die Bücher identifiziert werden. Zur Sammlung Cramer gehören auch mehrere wertvolle Bibelausgaben.
Die Rückgabe sei nach Klärung der Rechtslage an die Großnichte von Moritz Cramer, Melanie Cramer, erfolgt. Diese wiederum habe die Sammlung der Landesbibliothek zum Kauf angeboten, damit sie an ihrem ursprünglichen Entstehungsort Coburg verbleiben kann. Die Landesbibliothek dankte am Freitag ausdrücklich der Coburgerin Gaby Schuller, die den Hinweis auf die NS-Raubgüter im Bestand der Bibliothek gegeben und auch bei der Aufarbeitung der Familienverhältnisse von Moritz Cramer geholfen habe. (00/0072/10.01.2025)