Ein Jahrestag mit aktueller Bedeutung: 60 Jahre nach dem historischen Briefwechsel rufen katholische Laien in Deutschland und Polen zu Verantwortung auf. Welche Themen sie heute als besonders dringlich einstufen.
Migration, europäische Sicherheit und gesellschaftliche Polarisierung: Das sind die Kernthemen eines von nicht geweihten Katholiken aus Deutschland und Polen herausgegebenen Dokuments. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und seine Partnerorganisation in Polen, der Klub der katholischen Intelligenz (KiK), stellen das Papier am Dienstag in Breslau (Wroclaw) vor. “Darin würdigen wir insbesondere die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen in der deutsch-polnischen Versöhnungsarbeit”, erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Montag.
Mit dem gemeinsamen Dokument würdigen die katholischen Laienvertreter einen historischen Briefwechsel: Vor 60 Jahren hatten die polnischen Bischöfe ihren deutschen Amtsbrüdern nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Hand zur Versöhnung gereicht. “Er war ein kraftvolles Zeichen dafür, dass Versöhnung und Gemeinschaft trotz aller Verletzungen möglich sind”, sagte Stetter-Karp. Eine ZdK-Delegation werde an den offiziellen Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des bischöflichen Briefwechsels am Dienstag in Breslau teilnehmen.
Mit Blick auf den Jahrestag des Briefwechsels hatten ZdK und KiK ihre Erklärung bei einem Kongress Mitte September vorbereitet. “Laienorganisationen, Pfarrei- und Jugendgruppen haben in Begegnungen, Gesprächen und gemeinsamem Gedenken dazu beigetragen, dass sich die Menschen in Polen und Deutschland in den Jahrzehnten nach dem Kriegsende wieder annähern konnten”, sagte Stetter-Karp. Dieses Engagement verpflichte auch heute noch, sich für die Beziehungen beider Länder einzusetzen und zu fragen, wie aktuellen Herausforderungen aus christlicher Perspektive begegnet werden könne.
Polnische und deutsche Katholiken erklären: Wo die Würde des Menschen akut gefährdet sei, seien Christinnen und Christen dazu aufgerufen, “das Verbindende hervorzuheben und zu einer Gemeinschaft der Verantwortung zu werden” – über Ländergrenzen hinweg. Die Erklärung verweise auf das Ideal christlicher Geschwisterlichkeit und mahne, sich für “gelingende deutsch-polnische Beziehungen einzusetzen und Europa mitzugestalten”. Das sei in der aktuellen politischen Situation angesichts von Grenzschließungen, um Migration zu reduzieren, und angesichts des Krieges Russlands gegen die Ukraine besonders dringlich.