Artikel teilen:

KZ-Gedenkstätte Dachau setzt auf neue Medien

Die Graphic Novel “Ein Überleben lang” ist in einem 15-minütigen Kurzfilm umgesetzt worden. Dieser erzählt die Überlebensgeschichte des ehemaligen KZ-Häftlings Edgar Kupfer-Koberwitz auf der Basis seiner Aufzeichnungen.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau geht neue Wege in ihrer Bildungs- und Erinnerungsarbeit. Am Dienstagabend präsentierte sie einen 15-minütigen animierten Kurzfilm unter dem Titel “Ein Überleben lang” und dazu den gleichnamigen Graphic Novel. Beide Produktionen basieren auf den heimlich angefertigten, über 1.800 Seiten umfassenden Aufzeichnungen eines ehemaligen Häftlings. Edgar Kupfer-Koberwitz (1906-1991) hielt seit seiner Deportation 1940 die Lebensbedingungen im KZ Dachau fest. Mithäftlinge halfen ihm dabei, die Aufzeichnungen zu verstecken.

Der Film und die Graphic Novel als ePaper sind auf der Internetseite der Gedenkstätte verfügbar. Dazu gibt es pädagogisches Begleitmaterial für Lehrkräfte zum Download. Kupfer-Koberwitz wurde Ende 1940 in Italien verhaftet und in das KZ-Dachau deportiert. Durch die Arbeit in einem Kommando in der etwas außerhalb des Stammlagers gelegenen Schraubenfabrik “Präfix” gelang es ihm, heimlich die Lebensbedingungen im KZ festzuhalten.

Den Rahmen für die Erzählung bildet den Angaben zufolge ein fiktives Gespräch zwischen Kupfer-Koberwitz, der mit der Restaurierung seiner in ihrem Versteck durch Wasser beschädigten Aufzeichnungen beschäftigt ist, und einem amerikanischen Befreier. Die Unterhaltung führt Kupfer-Koberwitz zurück in die Vergangenheit als Häftling im KZ-Dachau. Aus seinen Aufzeichnungen seien dafür Situationen und Beschreibungen ausgewählt worden, die dabei helfen sollen, die Lebensbedingungen im KZ besser zu verstehen, heißt es.

Um eng mit der historischen Quelle zu arbeiten, sind in der Graphic Novel laut Mitteilung fast ausschließlich Originalzitate aus den Aufzeichnungen verwendet worden. Alle Personen, die eine sprechende Rolle hätten, seien von Kupfer-Koberwitz beschrieben worden. Alle Zeichnungen der Graphic Novel seien so weit wie möglich auf Basis von Originalfotografien oder Aufzeichnungen angefertigt worden.

Das NS-Regime eröffnete im März 1933 in Dachau eines der ersten Konzentrationslager. Bis zur Befreiung durch US-Soldaten am 29. April 1945 waren dort und in den Außenlagern mehr als 200.000 Gefangene aus über 40 Nationen inhaftiert. Mindesten 41.500 starben dort an Hunger, Krankheiten, Folter, Mord und den Folgen der KZ-Haft. Seit Mai 1965 ist das einstige Häftlingslager ein Gedenk- und Erinnerungsort.