Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) richtet sich strategisch neu aus. Unter dem Motto „Anders Kirche werden“ beriet die Synode in Hofgeismar drei Tage lang über Einsparungen und Zukunftsstrategien. Hintergrund sind sinkende Mitgliederzahlen und die erwartete Halbierung der Kirchensteuereinnahmen innerhalb der nächsten zehn Jahre.
Bischöfin Beate Hofmann betonte die Notwendigkeit einer schrittweisen Neuausrichtung der Kirche bis 2035. Dazu würden alle Arbeitsbereiche überprüft. „Wir werden uns überall verändern müssen“, sagte sie. Das brauche Zeit, Ressourcen und kreative Lösungen. Nach intensiven Beratungen gab die Synode grünes Licht für Sparvorschläge der landeskirchlichen Dezernate. Die Umsetzung soll mit dem Doppelhaushalt 2026/27 beginnen und helfen, die derzeitige Haushaltslücke von 17,7 Millionen Euro für beide Jahre zu schließen.
So ist vorgesehen, die Umstrukturierungen im Bildungsdezernat fortzusetzen. Nach der Fusion der Referate Wirtschaft-Arbeit-Soziales und Erwachsenenbildung zum „Forum Bildung“ im März soll ab 1. Januar 2026 auch die Evangelische Akademie Hofgeismar integriert werden. Zustimmung gab es auch für die künftige Diakonie-Strategie der EKKW. Sie soll insbesondere das Wirken im ländlichen Raum, die sozialräumliche Arbeit sowie das freiwillige Engagement stärken.
Die Synode stimmte außerdem der Gründung einer Evangelischen Hochschule Hessen (EHH) durch die Fusion der Evangelischen Hochschule Darmstadt (EHD) inklusive ihres Standorts in Schwalmstadt-Treysa und der CVJM-Hochschule in Kassel zu. Finanziert wird sie von der EKKW, der hessen-nassauischen Kirche, dem CVJM-Gesamtverband Deutschland und dem Land Hessen. Sollten alle Kooperationspartner zustimmen, bedeutet dies für die kurhessische Kirche eine jährliche finanzielle Entlastung von rund 400.000 Euro.
Auch der Rückgang beim Pfarrpersonal war Thema der Tagung: Laut Prälat Burkhard zur Nieden wird sich die Zahl der aktuell 746 Pfarrerinnen und Pfarrer in der EKKW bis Ende der 2030er Jahre halbieren. Begegnet werde dem mit deutlich größeren Pfarrbezirken. Zudem stehe ein Generationenwechsel an, der neue Werte und Erwartungen an den Beruf mit sich bringe. Gefragt seien etwa familienfreundlichere Strukturen und interprofessionelle Teamarbeit.
Ferner will die Landeskirche ihr sogenanntes segnendes Handeln verändern und auch für Nicht-Mitglieder öffnen. Die Synodalen haben Thesen zu den klassischen Kasualien wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Trauerfeier sowie zu neuen Formen des Segens beraten und ihnen zugestimmt. Diese sehen unter anderem vor, die Bindung von Amtshandlungen wie Trauungen oder Taufen vom Amtsbezirk einer Pfarrerin oder eines Pfarrers aufzulösen. Außerdem könnten Trauungen oder Trauerfeiern künftig allen Menschen offenstehen und Nicht-Mitgliedern in Rechnungen gestellt werden. Die Liturgische Kammer will nun weiter an der Neuausrichtung segnenden Handelns arbeiten.