Unter dem Titel „Die Länge des Horizonts“ zeigt das Wolfsburger Kunstmuseum ab Sonnabend raumgreifende Werke der kanadisch-französischen Künstlerin Kapwani Kiwanga. In der rund 1800 Quadratmeter großen Ausstellungshalle verdichteten sich Kiwangas Werke zu einem „faszinierenden wie tiefgründigen Parcours“, sagte der Direktor des Museums, Andreas Beitin am Freitag. „Er wird die Aufmerksamkeit des Publikums gezielt auf eine Auseinandersetzung mit der Geschichte lenken, die mit zahlreichen gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart zusammenhängen.“
Besucher könnten so unter anderem den sechzehn Meter langen Farblichttunnel unter dem Titel „pinkblue“ (2017) erleben. Die Installation beruht auf farbpsychologischen Untersuchungen, nach denen das sogenannte Baker-Miller-Pink eine aggressionsmildernde Wirkung auf Häftlinge haben soll. Eigens für die Ausstellung in Wolfsburg habe Kiwanga eine acht Meter breite Wandarbeit aus Schattiernetzen entwickelt. Die Netze werden eigentlich in der industriellen Landwirtschaft eingesetzt, um Pflanzen besser gedeihen zu lassen und können somit sinnbildlich auch für den landschaftlichen Massenanbau stehen.
Die Kuratorin der Ausstellung, Uta Ruhkamp, sagte, Kiwangas sensible Material- und Farbauswahl deute stets auf tiefere Bedeutungsebenen. So seien ihre Arbeiten historisch und gesellschaftspolitisch aufgeladen. „Kiwanga vermisst und erweitert auf poetische Art und Weise unseren gesellschaftlichen Horizont.“
Die 45-jährige Künstlerin wurde im kanadischen Ontario geboren. Sie studierte Anthropologie und vergleichende Religionswissenschaften und lebt und arbeitet in Paris. Im kommenden Jahr wird sie den kanadischen Pavillon im Rahmen der 60. Biennale di Venezia bespielen. Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Kunstzentrum Copenhagen Contemporary realisiert wurde, ist in Wolfsburg bis zum 7. Januar 2024 zu sehen. In Dänemark wird sie ab dem 25. Januar 2024 gezeigt.