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Kühle aus dem Inneren der Erde

Der Bergbau hat im Ruhrgebiet allerhand „Löcher“ hinterlassen. Auf verschiedenen Wanderwegen, wie dem Erbstollenweg bei Wetter, kann man sich ein Bild davon machen

Nein, so idyllisch hätte sie sich das Ruhrgebiet nicht vorgestellt, sagt Waltraud. Sie ist erst vor Kurzem in die Nähe von Bochum gezogen. „Hätte mir früher jemand gesagt, man kann hier gut wandern, wäre ich skeptisch gewesen.“
Sie ist unterwegs auf dem Erb-stollenweg (BW 2). Ausgangspunkt dieser Wanderung ist der Parkplatz an der Hilkenstraße in Grundschöttel, einem Stadtteil von Wetter. Es empfiehlt sich,  nicht direkt auf dem Parkplatz zu parken, da die Parkdauer auf zwei Stunden begrenzt ist. Von dort geht man ein kurzes Stück durch den Ort, um kurz darauf schon die erste herrliche Aussicht zu haben über die Wiesen und Felder rund um Wetter.
Die Spuren des Bergbaus erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Man muss ein geschultes Auge haben, um sie zu entdecken. „Es sind schon so genannte Pingen zu sehen“, sagt Doris Hülshoff. Sie ist ehrenamtlich im Verein für Stadtmarketing tätig, 2. stellvertretende Bürgermeisterin und aktiv als Stadtführerin. „Pingen sind Mulden, aus denen man früher Kohle herausgeholt hat. Wenn man nicht weiß, wo man suchen soll, fallen sie nicht sehr auf“, sagt sie.
Auffallend dagegen ist der Schlehbuscher Erbstollen. Steht man vor dem Stollen, ist das bei den derzeitigen Temperaturen eine willkommene Abkühlung. „Ein Erbstollen ist der Stollen, der am tiefsten liegt“, sagt Doris Hülshoff. „Er diente dazu, die Abwässer der anderen Stollen abzuführen und in die Ruhr zu leiten.“
Warum der Begriff „Erbstollen“? Eine mögliche Erklärung ist, dass er das Wasser aus umliegenden Stollen „erbte“. Auch eine Art von Eigentumsrecht über nahe liegende Grubengebäude ist offenbar mit dem Begriff „Erbstollen“ verbunden. Jedenfalls handelte es sich dabei um einen rechtlich bevorzugten Stollen, dessen Besitzer Gebühren von allen Bergwerken erheben durfte, deren Wasser er  ableitete.  
Der Schlehbuscher Erbstollen ist rund 14 Kilometer lang, weiß die Stadtführerin. Er wurde um 1765 gebaut und entwässerte ein  Gebiet von etwa 40 Quadratkilometern. „Übrigens auch der Luftzuführung konnten die Erbstollen dienen, aber das war nicht der Hauptzweck.“ Seit Ende der 1960er Jahre ist der Schlehbuscher Erb-stollen nicht mehr in Betrieb, da der Bergbau bei Wetter eingestellt wurde.
Wer mehr vom Bergbau sehen möchte, dem empfiehlt Doris Hülshoff das Muttental in Witten. „Dort gibt es weitere Stollen und die Zeche Nachtigall zu besichtigen.“ Aber natürlich findet sie, ist Wetter und Umgebung einen Besuch wert. Da ist zum Beispiel die denkmalgeschützte Dorfkirche in Wengern mit ihren Schädelnischen. Oder die Burgruinen Wetter und Volmarstein und nicht zuletzt der Harkortsee mit hohem Freizeitwert.
Wer sich auf den Erbstollenweg begibt, sollte sich vorher entweder aus dem Internet oder beim Stadtmarketing in Wetter die detaillierte Beschreibung der Wanderung holen. So wie es Waltraud gemacht hat. „Damit findet man den Weg gut und hat eine wunderschöne Wanderung.“

Informationen: Stadtmarketing Wetter, Kaiserstraße 78 in Wetter; Telefon: (0 23 35) 84 01 88. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 13 Uhr, Montag, Dienstag und Mittwoch von 14 bis 16 Uhr und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr. – Informationen zu Erbstollen im Internet: www.ruhrkohlenrevier.de/stollen.html.

Diese und weitere Wanderungen sind hier gut beschrieben: