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Krisendienste in Bayern können nun in rund 120 Sprachen beraten

Die Krisendienste in Bayern können ab sofort Menschen in rund 120 Sprache beraten. Je nach Bedarf könnten Krisendienst-Mitarbeiter innerhalb weniger Minuten über die Leitstellen Dolmetscherinnen und Dolmetscher zuschalten, wie der Bayerische Bezirketag am Mittwoch in München mitteilte. Seit Sommer 2002 hatten die Leitstellen in Oberbayern und in Schwaben den Übersetzungsdienst erfolgreich erprobt, nun wird er flächendeckend eingeführt, hieß es. Nötig sei dies geworden, weil bei den Krisendiensten auch immer wieder Menschen anrufen, die eine – aus regionaler Sicht – seltene Sprache wie Farsi oder Chinesisch sprechen.

Bezirketags-Präsident Franz Löffler (CSU) sagte, es sei ohnehin schon schwer, sich in Krisensituationen zu öffnen und die richtigen Worte zu finden. „Eine zusätzliche Hürde kann es sein, in einer anderen Sprache als der eigenen Muttersprache Hilfe zu suchen.“ In Zeiten globaler Krisen lebten auch in Bayern heutzutage viele Menschen, die durch Flucht- oder Kriegserlebnisse traumatisiert seien. Das neue Übersetzungs-Angebot sei ein „wichtiger Schritt für den Abbau von Barrieren.“ Konkret bedeutet das: Beim Anruf einer Person, die kein Deutsch spricht, wird ein Unternehmen mit einem Pool von Übersetzerinnen und Übersetzern kontaktiert.

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte, psychische Krisen könnten jeden treffen: „Für Betroffene ist rasche, niedrigschwellige und kompetente Hilfe von unschätzbarem Wert.“ Durch das neue Zusatzangebot der Krisendienste werde „ein weiterer Meilenstein in der bedarfsgerechten Weiterentwicklung der Krisendienste Bayern erreicht“, erläuterte die Gesundheitsministerin. Mit den Krisendiensten setzten der Freistaat und die Bezirke einen zentralen Auftrag des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes um und bundesweit Maßstäbe: Das Angebot der Krisendienste sei „für ein deutsches Flächenland einmalig“.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krisendienste sei es eine „enorme Erleichterung“, dass sie sich künftig mit fast allen Anrufenden verständigen können, sagt die ärztliche Leiterin der Krisendienst-Leitstelle, Petra Brandmaier. Das System sei „sehr flexibel“, und es stehe quasi per Knopfdruck ein Übersetzungsprofi zur Verfügung. Diese schnelle Verfügbarkeit ist aus Sicht der Psychiaterin besonders wichtig, da Hilfe bei akuten Krisen meist keinen Aufschub erlaubt. Die Kosten für das Zusatzangebot trage das Gesundheitsministerium, hieß es. (00/4062/13.12.2023)