Wem die vielen aktuellen Krisen zu schaffen machen, der soll sich nicht entmutigen lassen und in dauerhafte Panik verfallen. Das empfiehlt der Professor für Jüdische Studien/Religionswissenschaft an der Universität Würzburg, Frederek Musall: “Anstatt von einer Panik in die nächste zu verfallen, sollten wir uns auf Aushandlungsprozesse einlassen, Kompromisse wagen, denn gesellschaftliche Resilienz drückt sich auch durch den Mut zur Selbstkritik und die Bereitschaft zu Veränderungen aus”, schreibt Musall in der Jüdischen Allgemeinen.
Vielleicht müssten Menschen auch “mehr Mut zur Lücke” wagen: “Denn eine Gesellschaft darf sich nicht durch Ängste definieren oder blockieren lassen, will sie offen und frei sein.”
Weniger Aufmerksamkeit auf die Polykrise
Krisen dürften auch nicht zu Objekten im Wettbewerb um mediale Aufmerksamkeit verkommen, so Musall weiter: “Vielmehr bedürfen sie der Aufmerksamkeit, Konzentration und Reflexion, um eigene Resilienz aufzubauen und Handlungsperspektiven entwickeln zu können.”
Musall verwies auf den Begriff der “Polykrise”. Damit sei gemeint, “dass unterschiedliche Krisenfaktoren – wie beispielsweise Umwelt und Krieg – durch ihr Zusammenwirken einander verstärken” könnten. In diesem Zusammenhang könne man sich eingestehen, “dass man nicht allen Herausforderungen mit der gleichen Aufmerksamkeit begegnen kann, sich aber dennoch darum bemühen sollte, das eigene Bewusstsein für die anderen wachzuhalten”.