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Krankenkassen fahren Defizit von 1,9 Milliarden Euro ein

Die 96 gesetzliche Krankenkassen haben 2023 ein Defizit von 1,9 Milliarden Euro eingefahren. Das hängt nach Darstellung des Bundesgesundheitsministeriums vom Montag insbesondere damit zusammen, dass die Kassen 2,5 Milliarden Euro aus ihren Reserven in den Gesundheitsfonds abführen mussten.

Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen Ende Dezember 8,4 Milliarden Euro, beziehungsweise rund 0,3 Monatsausgaben. Die gesetzliche Mindestreserve muss 0,2 Monatsausgaben betragen. Der Gesundheitsfonds verzeichnete 2023 ein Defizit in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Der Gesundheitsfonds ist der Topf für den Finanzausgleich zwischen den einzelnen Kassen. Die Gelder werden dabei so an die Krankenkassen verteilt, dass sie keine Nachteile wegen der Versichertenstruktur haben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wertete die Zahlen als Beleg dafür, dass “es uns mit dem Finanzstabilisierungsgesetz gelungen ist, die Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung zu stabilisieren”. Für 2023 sei ursprünglich ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet worden.

Den Einnahmen der Krankenkassen in Höhe von 304,4 Milliarden Euro standen laut Gesundheitsministerium Ausgaben in Höhe von 306,2 Milliarden Euro gegenüber. Das waren 14,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr.

Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 um 5,4 Prozent. Verantwortlich dafür sind insbesondere inflationsbedingt kräftige Lohnsteigerungen.

Alle Kassenarten wiesen dabei 2023 ein Ausgaben-Plus aus. Es lag beispielsweise bei den Ersatzkassen bei 1,1 Milliarden Euro, bei den Betriebskrankenkassen bei 363 Millionen Euro und bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen bei 225 Millionen Euro.

Maßgeblich beeinflusst wurden die Ausgabensteigerungen durch die Aufwendungen für Krankenhausbehandlungen, die um rund 6,1 Milliarden Euro oder sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr wuchsen. Hierbei stiegen insbesondere die Aufwendungen für stationäre psychiatrische Behandlungen (plus 13,5 Prozent oder 1,1 Milliarden) sowie die Aufwendungen für die seit 2020 ausgegliederten Pflegepersonalkosten (plus 9,8 Prozent oder 1,8 Milliarden Euro).

Deutlich überproportional gestiegen sind die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen (plus 13,6 Prozent) sowie im Bereich der Behandlungspflege und der häuslichen Krankenpflege (plus 12,2 Prozent). Der Anstieg der Arzneimittelausgaben lag mit 2,9 Prozent erstmals seit 2018 wieder deutlich unter dem durchschnittlichen Anstieg der gesamten Leistungsausgaben.

Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind nach den vorläufigen Rechnungsergebnissen für 2023 um 1,7 Prozent gestiegen. Dämpfend auf die Ausgabenrate 2023 wirkt sich insbesondere der deutliche Rückgang von Corona-spezifischen Abrechnungsziffern (z.B. Testungen) aus.