Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer hat die Arbeit der Wissenschaftler der bundesweiten ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie kritisiert. Die von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) vorgenommene Auswertung von 9.000 Personalakten sei darin letztlich unberücksichtigt geblieben, kritsierte Kramer zum Auftakt der Frühjahrstagung der mitteldeutschen Synode am Donnerstag in Kloster Drübeck bei Wernigerode. Stattdessen sei nur die weitaus niedrigere Zahl an Disziplinarakten in die Auswertung eingeflossen.
Es habe sich wohl um ein „kommunikatives Missverständnis“ gehandelt, sagte der Bischof. So aber müsse abseits der ermittelten Zahlen von 49 Beschuldigten und 125 Betroffenen sexualisierter Gewalt in der EKM und ihrer Vorgängerkirchen eine hohe Dunkelziffer vermutet werden. Die Recherchen seien aber nicht umsonst gewesen, sagte Kramer. Sie bildeten für die Arbeit der nun zu gründenden Aufarbeitungskommission die weitere Grundlage.
Kritisch äußerte sich Kramer in seinem Bischofsbericht auch zu den Planungen des geplanten Zukunftszentrums „Deutsche Einheit“ in Halle. Niemand habe daran gedacht, bei dem nationalen Projekt die Kirchen einzubinden. Dies verdeutliche die Veränderung der gesellschaftlichen Rolle der Kirchen. Allerdings habe die EKM von sich aus ehrenamtliche Beauftragte berufen, die mittlerweile in die Planungen eingebunden seien. Er erinnerte in dem Zusammenhang an die Bedeutung der Kirchen für die Ermöglichung der deutschen Einheit. Das 84-köpfige Kirchenparlament tagt bis Samstag.